Ein toller Monat in einem tollen Leben. So oder ähnlich kommentierte beim letzten Monatsrückblick irgendjemand. Vergesst es. Mein Leben ist definitiv nicht perfekt. Mir passieren blöde, peinliche und aberwitzige Dinge, die mich manchmal an den Rand des Wahnsinns treiben. Aber wenn man mir zehn Minuten zum Verschnaufen gibt, kann ich über fast alles lachen.
Fran übt Online-Shoppen
Ich bin kein Freund von Online-Shopping. Absolut nicht. Ich möchte Dinge anfassen, bevor ich sie kaufe. Ging aber in diesem Fall nicht. Eine Kaschmir-Jogginghose sollte es sein. Die war aber in der Filiale nicht vorrätig. Also bestellte ich sie online. Das gute Stück kam tatsächlich an - was nicht so einfach ist, denn Pakete gehen hier auf dem Dorf gern auch mal verloren. Ich packe die Hose aus und denke mir schon, dass die ganz schön voluminös aussieht. Die Anprobe ergibt: Oversize ist ja ganz schön, aber DAS ist selbst für meinen Geschmack zu viel. Ich fahre eben mal die sieben Kilometer bis zur nächsten Post, stehe eine halbe Stunde in der Schlange und überlege mir, dass Online-Shoppen irgendwie doof ist, solange die Pakete nicht per Drohne wieder abgeholt werden.
Fran spielt Helikopter-Mama
Ja, ich schwänze seit drei Jahren jeden Elternabend. Ich bin in grauer Vorzeit genau ein Jahr lang Elternsprecherin einer Grundschulklasse gewesen. Dann gingen mir die anderen Eltern derart auf die Nerven, dass ich den Job hingeworfen habe. Kind, groß, musste im zarten Alter von neun Jahren mutterseelenallein mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Ballettschule nach Hamburg fahren und ich erlaube beiden Kindern das Motorradfahren. Und dann will ich einmal im Leben Helikoptern und selbst das geht schief. Kind, klein, startete bei einem großen, deutschlandweiten Wettkampf in Hamburg. Also nix wie hin. Dummerweise habe ich die Uhr nicht so richtig genau im Blick gehabt und es kam, wie es kommen musste. Ich war zu spät und habe den ersten Durchgang verpasst. Kind war sauer. Richtig sauer. Ich auch, weil ich ja immerhin nix dafür konnte, dass ausgerechnet an einem Sonntagnachmittag halb Hamburg in der Stadt unterwegs war und ich nicht schnell genug vorwärts kam. Es kam, wie es kommen muss, wenn zwei legendäre Sturköpfe aufeinander treffen. Ein Wort gab das Andere. Mitten in der Halle. Mit vielen, amüsierten Zuschauern. Der Trainer des Kindes ist jetzt vermutlich fest davon überzeugt, dass ich die schlimmste Mutter seit der Erfindung von Müttern bin. Das Kind hat mich aber immerhin wieder lieb.
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Fran am Herd ist Goldes wert
Eine Schokoladentorte sollte es werden. Dreistöckig. Mit 1,5 Litern Sahne, 200 Gramm Vollmilch- und 200 Gramm Zartbitterschokolade. Schokolade in Sahne auflösen war ein Kinderspiel. Alles im Kühlschrank zu deponieren ebenso. Was ich nicht bedacht hatte: Meine Küchenmaschine wird mit so viel Sahne einfach nicht fertig. Es entstand ein lustiges Gemisch, das einerseits zu fest, andererseits zu flüssig war. Also wurde nach ausgiebigem Fluchen und dem Schwur, nie wieder auf die Idee zu kommen, eine Schokoladentorte selbst zu machen, gerettet, was einigermaßen fest geschlagen war und nach einem ausführlichen Geschmackstest zur Füllung degradiert. Dann wurde alle Schokoladenreste aus den Kinderzimmern zusammengesucht, die Vorbereitungen wurden wiederholt und ein halber Liter Sahne präpariert. Das klappte hervorragend, reichte aber nur zum Überziehen der Torte. Nicht aber für die Deko. Meine Sahnevorräte waren aufgebraucht. Aber es gibt ja immerhin in zehn Kilometern Entfernung Supermärkte, die quasi die halbe Nacht geöffnet sind… Das Ergebnis war saulecker und die Kalorien hatte ich bei diversen Wutanfällen ja sowieso vorher schon abtrainiert.
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Da mir dieses Erlebnis noch nicht reichte, musste eine Woche später ein Apfelkuchen her. Normalen Apfelkuchen kann ich, wollte ich aber nicht. Kind, groß, und ich einigten uns auf eine Apfel-Schmand-Torte. Es kam mir zwar etwas merkwürdig vor, dass der Boden des Kuchens nicht erst vorgebacken wird, bevor die Apfel-Pudding-Mischung da raufkam, aber ich glaubte einfach mal den Spezialisten und kippte das Zeug auf den rohen Teig und stellte alles in den Ofen. Das böse Erwachen kam, als ich versuchte, den Rand der Kuchenform zu entfernen. Der Teig war natürlich nicht durchgebacken - wäre ich auch nicht, wenn 1,5 Kilo Äpfel und ein Liter Pudding auf mir liegen - und die Apfelmischung breitete sich wie Lava auf dem ehemals hübsch polierten Kochfeld aus. Dass das noch heiß war, sorgte immerhin für Bratapfelduft…
Und dann war da noch der Mandelkuchen. Tausendmal gebacken. Tausendmal gelungen. Nur wenn man das vermaledeite Ding backt, um es nicht selbst zu essen, sondern für jemand Anderen, dann wird nix draus. „Oh, du kannst auch Vulkane“, gab es immerhin ein zweifelhaftes Lob für das Ergebnis. Geschmeckt hat es trotzdem :-)
Fran auf der großen Bühne
Die Szene hatte wir schon Dutzende Male. Aber diesmal war es ernst. Naja, fast. Generalprobe. Ich komme ins Zimmer, inmitten einer großen Staubwolke (Dinkelmehl eignet sich da wunderbar!) und muss dem Hausherren beichten, dass meine Kollegin und ich auf der Suche nach dem Hauptabfluss seine Wohnung unbewohnbar gemacht haben. Soweit sogut. Ich kämpfe mich also durch Dinkelmehlschwaden, setze also zu meiner Erklärung an und kriege den Lachflash des Jahres. Was muss der mich auch mit seinen großen Hundeaugen angucken? Wie auch immer, ich lache und lache und lache. Regisseur und Souffleuse gucken böse, aber dann lachen sie mit. Es dauert ungefähr fünf Minuten, bis ich mich wieder im Griff habe. Ha, ich hab`s geschafft! Ich habe die Generalprobe geschmissen. Da das aber Glück bringt, ist der Rest der Truppe eher amüsiert als sauer.
Und dann hätten wir da noch: Fran mietet ein Auto
An der Westküste Mallorcas ohne Auto unterwegs zu sein ist arg anstrengend. Aber das Reiseangebot beinhaltete ja einen Mietwagen :-) Auf die Frage an die Hotline des Veranstalters, wo ich das Auto übernehme, kam ein freundlicher Hinweis, dass wir bei der Ankunft am Flughafen erwartet werden und dann alles Weitere wie durch Zauberhand erledigt wird. Klar, dass uns niemand erwartete, oder? Weil ich aber Jocke Fuchs bin, hatte ich den Namen des Welcome Service Büros, das die Hotline nannte, notiert. Der junge Mann am Infoschalter des Flughafens kannte das Büro auch tatsächlich und wies mir den Weg.
Am Büro angekommen stieß ich auf eine wunderhübsche, absolut insta-taugliche spanische Schönheit, die sich ganz in Ruhe telefonierend die Nägel lackierte. Soweit, so gut. Nach ungefähr fünf Minuten riss ich sie aus der Lack-Meditation und fragte freundlich nach dem weiteren Procedere. Sie nahm mir die Störung auch fast gar nicht übel, sondern warf mir einen Zettel hin, der mich anwies, das Stockwerk zu wechseln und auf den Shuttle-Service der Autovermietung zu warten. Immerhin klappte das und nur eine halbe Stunde später standen wir vor einer weiteren jungen, gelangweilten Dame aka Rent Service Agent.
Ihre erste Amtshandlung war die Bitte um den Voucher. Ach, was sage ich: Es war keine Bitte, es war ein Befehl. „Voucher“ schnauzte sie mich an. Nachdem ich den gezückt hatte, bekam ich einen Zettel, auf dem eine 95 gekritzelt war. Auf die Frage, was das jetzt bitte sein soll, bekam ich die Antwort, das sei die Summe, die für die Versicherung noch zu zahlen sei. Auf den Einwand, dass ich die Versicherung bereits bei der Reisebuchung bezahlt hätte, hielt sie mir den Zettel abermals unter die Nase und erklärte mir in einer drolligen Mischung aus Mallorquin und gebrochenem Englisch, dass ich das jetzt zu zahlen habe, wenn ich einen Wagen will. Damit war für sie die Diskussion beendet. Punkt, aus, basta. Wenn ich das nicht zahle, ist der Wagen nicht ausreichend versichert und man würde bei der Abgabe schon einen Mangel finden. Äh ja, Ich glaube, man nennt das Erpressung.
Ich dachte kurz nach. Ein Mietwagen eines herkömnlichen Vermieters, der sich keiner mafiöser Methoden bedient, wäre zwar eine gute Idee, aber vermutlich etwa doppelt so teuer. Vom Zeitaufwand ganz zu schweigen. Die Diskussion weiterzuführen wäre ohne Ergebnis verlaufen, denn die junge Dame erwies sich im Folgenden als völlig taub. Also zahlte ich zähneknirschend. Ja, ich weiß. Ich bin doof. Aber im Grunde genommen wollte ich mich nur nicht weiter ärgern….
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Durch solche hohlen Gassen muss sie kommen. Inklusive Gegenverkehr. Huch. |
Das klappte nicht ganz, denn an Tag vier der Reise meldete das Auto auf einer kurvenreichen, hübsch engen Straße mitten in den Bergen plötzlich, dass die „pila de irgendwas casi descargada“ sei. Was? Batterie fast leer? Ich verfluchte die Tatsache, dass ich weiß, was eine pila ist, bekam hektische Flecken, schweißnasse Hände und suchte nach einem Platz, an dem ich anhalten konnte. Den gab es aber nicht. Auf der Straße einfach stehen zu bleiben wäre lebensgefährlich gewesen - rechts von mir drohte ein ungefähr 200 Meter tiefer Abhang, natürlich ohne Leitplanke und links drängelte der Gegenverkehr vorbei. Ein Königreich für einen Parkplatz! Den fand ich dann nach einigen Kilometern. Es folgten ein halbe Stunde Warteschleife in der Telefonhotline des Autovermieters und ein putziges Gespräch mit einem Mechaniker in Madrid, der prima Spanisch, wenig Englisch und natürlich überhaupt kein Deutsch sprach. Immerhin fanden wir raus, dass nur die Batterie der Startkarte gemeint war und dass man mit Trick 17 trotzdem weiterfahren kann.
Beim nächsten Mal nehme ich wieder öffentliche Verkehrsmittel. Die bringen mich auch regelmäßig an den Rand des Wahnsinns, aber immerhin nicht kurz vor den Herzinfarkt ;-)
Ach ja, und dann war da noch der Strandtag, den wir einlegen wollten. Eigentlich. Als wir am Strand ankamen, prangte das da im Sand. Wir haben es dann beim Spaziergang belassen und sind ein bisschen auf Felsen herumgeklettert. Und schwupps - eine Welle kam des Wegs und wir waren trotzdem tropfnass :-)
So viel also zu meinem absolut perfekten Leben. Es gab aber auch wunderschöne Momente, für die kein bisschen Galgenhumor notwendig war. Die Tage auf Mallorca etwa, viele schöne Herbstspaziergänge in der Sonne, tolle Basketballspiele - juhuuuu, die Towers sind Tabellenerste - eine entrümpelte Küche, eine grandiose Theaterpremiere, bei der ich nur aus lauter Nervosität zweimal meinen Einsatz verpatzt habe und etwas desorientiert über die Bühne hampelte, wunderschöne Herbstspaziergänge, die sich nach Sommer anfühlten, Reiseplanungen für einen ganz besondere Trip nach London und vieles mehr. Aber perfekt? Ganz sicher nicht. Aber immerhin so perfekt, wie ich es eben hinkriege.
Liebe Grüße
Fran