Und schwupps, war er vorbei, der September. Kaum ein Monat ist bisher so an mir so vorbeigezogen, fast ganz ohne einen Blick auf den Kalender. Woran das lag? Im September war endlich wieder Urlaub angesagt.
Bis es soweit war, gab es allerdings gefühlt drölfzig Diskussionen… Klar war, dass die Damen Töchter diesmal mitkommen wollten. Das machte die Terminsuche allerdings nicht einfacher. Das eine Kind musste Urlaub bekommen - und das war ganz schön knifflig - und das andere Kind musste seine Bachelorarbeit erstmal abschließen und der Urlaub musste zwischen Abgabe und Bachelorfeier passen. Knapp zwei Wochen, bevor es losging, stand dann auch endlich der Termin.
Fehlte also nur noch das Ziel. Wir hatten wie in den vergangenen Jahren einen Wanderurlaub in Tirol oder Südtirol erwogen. Das fand Kind, klein, dann aber irgendwann blöd und hatte keine Lust auf Berge. Ok, also Meer. Es wurden Flugsuchmaschinen bemüht, Hotels diskutiert… Ostsee? Andalusien? Griechenland? Eine Insel?
Tja, und dann kam ich auch noch mit meinen Ansprüchen ;-) Ich wollte, wenn schon Meer, dann bitte mit Schönwettergarantie und Sandstrand. Am liebsten kilometerlang. Außerdem wollte ich gern die ganze Zeit an einem Ort bleiben, und dahin bitteschön per Direktflug gelangen. Fünf Stationen in zwei Wochen mag ich gerade nicht. Vielleicht wieder im nächsten Jahr, aber momentan bitte nicht. Außerdem hätte ich gern einen großen Pool, um morgens meine Bahnen zu schwimmen, einen Fitnessraum und ein Zimmer mit eigenem Pool (muss nicht groß sein), weil ich Rudel-Liegen am Pool echt hasse. Was Ihr seht, ich bin völlig unkompliziert :-)
Letzlich wurde es Gran Canaria, weil man da einfach herrlich relaxen kann. Außer, man hat zwei erwachsene Töchter dabei. Die möchten dann nämlich gern mit Muttern den Sonnenaufgang in den Dünen angucken. Oder Codenames spielen. Oder Risiko. Oder sie brauchen dringend etwas zu essen. Oder hüpfen überraschend mit Indianergeheul in MEINEN Mini-Pool, wenn ich gerade in ein Buch versunken bin. Sie hatten übrigens ihren eigenen Pool, also nötig wär das nicht gewesen. Aber irgendwie war es, als seien sie wieder sechs und acht Jahre alt :-)
Mit der Ansage, dass ich sofort umdrehe, wenn es mir zu viel wird, haben wir dann insgesamt rund 250 Kilometer hinter uns gebraucht, die Höhenmeter habe ich nicht ausgerechnet. Aber es waren viele. Tausende von Serpentinen, schmale, höllisch steile Sträßchen mit Holzpfählchen statt Leitplanken, unglaublich hübsche Dörfer mit Parkplätzen an Straßen mit 14 Prozent Steigung. Ha, ich kann`s noch, das Anfahren am Berg mit Handbremsen-Unterstützung! Es war ein wunderschöner Tag mit dem Kinde, mit tollen Gesprächsthemen, wunderbaren Ausblicken, leckeren Zwischenstopps und ganz, ganz viel innigen Mutter-Tocher-Vibes. Und alle Passstraßen dieser Welt können mich in Zukunft mal. Ich fahre sie alle!
Nach dem Urlaub war vor dem Urlaub - ich hatte nur wenig Zeit, nach der Rückkehr ins inzwischen echt kalte Deutschland wenig Zeit, den Koffer aus- und wieder einzupacken. Denn es ging noch ein paar Tage nach Berlin, zur Basketball-EM. Die Atmosphäre in der Halle war nicht nur bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft einfach großartig und ich hatte tatsächlich nach dem ersten beiden Spielen keine Stimme mehr. Und auch wenn die Deutschen nicht im Finale landeten, war die Basketball-Begeisterung bei 14000 Fans in der Halle einfach unbeschreiblich.
Zwischendurch hat das Kind mich aus der Ferne mit Tipps für coole Cafés versorgt, ich bin viele, viele Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen und es sehr genossen. Nur die Sache mit der Bahnfahrt, die lief suboptimal. Die Bahn jongliert ja bekanntermaßen gerne mal mit immer neuen Abfahrtszeiten und -gleisen. Was am Berliner Hauptbahnhof auch nicht schlecht ist, so bleibt man wenigstens in Bewegung und friert nicht fest. Und wenn dann im letzten Moment noch die Wagenreihung auf den Kopf gestellt wird, ist für den Schlusssprint trotz einstündiger Verspätung auch noch gesorgt. Das hält fit!
Auf die Rennerei und Friererei habe ich es dann auch geschoben, als es mir zuhause nicht wirklich gut ging. Vielleicht waren Urlaub und anschließender Berlin-Trip doch etwas viel gewesen? Oder war der Herbst schuld, der ziemlich plötzlich über mich hereingebrochen war? Ich habe mich noch zwei Tage durchgeschleppt, bis klar war: Ich habe eine hübsche Corona-Infektion aus Berlin mitgebracht. Na, super. Richtig schlimm war es nicht, aber ich habe mich etwa so schlepp wie im vergangenen Herbst gefühlt, als der Burnout diagnostiziert wurde… Und ich habe die Bachelorfeier vom Kind verpasst. DAS fand ich wirklich gemein.
Ende September war die Infektion dann auch ausgestanden, obwoh ich noch immer auf Sparflamme laufe. „So ist das, wenn man mittelalt ist“, sagen die beiden jungen Damen dazu. Und ich frag mich, ob nach „mittelalt“ noch „alt“ oder gleich „uralt“ kommt ;-)
Liebe Grüße
Fran