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Try something new - aber sowas von

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Im vergangenen halben Jahr habe ich nicht nur einige wenige Dinge in meinem Leben geändert, sondern jede Menge auf den Kopf gestellt. Das war nach dem Burnout allerdings auch nicht zu vermeiden. Ohne Veränderungen säße ich wohl jetzt noch in diesem miesen schwarzen Loch und würde verzweifelt versuchen, da rauszukrabbeln.


Ich habe es schon einige Male geschrieben, aber als meine Therapeutin mir Ende vergangenen Jahres die Aufgabe stellte, nur noch Dinge zu tun, die mir gut tun, war ich völlig überfordert. Ich hatte nämlich keine Ahnung, was mir gut tat. Das Gefühl dafür war längst unter massivem Stress verloren gegangen. Also begab ich mich auf die Suche. Und das war gar nicht so einfach wie man gemeinhin denkt. Denn um zu wissen, was einem gut tut, muss man erstmal merken, wie man sich gut fühlt. Und auch dieses Gefühl war längst verloren gegangen.


Aber ganz langsam habe ich es herausgefunden, unterstützt von der Therapie in der Tagesklinik. Und damit sind eben ganz furchtbar viele neue Dinge in mein Leben gekommen. Einige davon möchte ich gern mit euch teilen.




Nummer eins: Achtsamkeit und tägliches Meditieren


Ihr hättet mein Gesicht sehen sollen, als ich am ersten Tag in der Tagesklinik erfuhr, dass ein wichtiger Teil der Therapie ein Achtsamkeitsseminar sei und jeder Therapietag mit einer halben Stunde Meditation beginnen würde. Am liebsten hätte ich mich auf dem Absatz umgedreht und das Klinikgelände verlassen. Der Leidensdruck war aber dann doch zu groß, also ließ ich mich notgedrungen darauf ein.

Ehrlich gesagt war mir der Begriff der Achtsamkeit, der damals auf Instagram und Co boomte, viel zu abgegriffen und gehyped. Und das, was da als Achtsamkeit in den sozialen Medien zelebriert wurde, das würde mir vermutlich Pickel verursachen. Und dann auch noch Meditation? Das war bis dahin in meinem Kopf gleichbedeutend mit esoterischem Unsinn. Ihr wisst schon, höhere Sphären, Räucherstäbchen (und die besaß ich letzmalig, als ich 19 war) und Klangschalen-Gedöns. Au weia.

Wie vermutet war dann alles ganz anders. Das Konzept der Achtsamkeit hat mich schon nach zwei Stunden absolut in den Bann gezogen, woran ganz sicher die weltbeste Therapeutin nicht unschuldig ist. Ich habe gelernt, dass Achtsamkeit nichts, aber auch gar nichts mit Esoterik zu tun hat, ebensowenig wie Meditation. Ich mutierte in Rekordzeit zum Fangirl der Achtsamkeit, habe ein weiteres Seminar belegt und übe und meditiere täglich. Und es tut mir einfach irre gut. Inzwischen gibt es auch weitere Pläne, aber die verrate ich euch erst, wenn sie aktuell sind.

Ein bisschen mehr über Achtsamkeit werde ich euch in der kommenden Woche erzählen.




Nummer zwei: Bewegung


Sport gehörte in meiner Jugend und als junge Erwachsene zu meinem Leben zwingend dazu. Als mein Beruf mich immer mehr in Anspruch nahm, wurde der Sport kontinuierlich weniger und als die Kinder da waren, war gar keine Zeit mehr dafür. Vor gut zehn Jahren entdeckte ich den Sport neu und bin lange Zeit sehr viel gelaufen. Dazu gesellte sich in den vergangenen Jahren das Radfahren. Aber als der Stress immer mehr wurde, wurde die Zeit für Sport eben immer knapper. Letzendlich blieb meine kurze Laufrunde übrig und die hat mal knapp vier Kilometer und ich häufig genug nicht einmal Zeit dafür.

Nach einigem Abwägen habe ich es dann Ende des vergangenen Jahres mit Schwimmen versucht. Wozu habe ich ein Schwimmbad gleich gegenüber? Anfangs hüpfte ich zweimal pro Woche ins Becken, inzwischen sechs bis siebenmal pro Woche. Und nein, ich war kein Schwimm-Enthusiast. Stellt euch eine 70-Jährige, deren Haare keinesfalls nass werden dürfen, im Schneckentempo vor und ihr habt mich vor einem Jahr vor Augen. Nach 50 Metern hatte ich Angst zu ertrinken und die Sache mit dem Ausatmen unter Wasser hatte mich schon vor 30 Jahren den ersehnten Tauchschein gekostet…

Inzwischen werden die Haare nass und ich habe mich sogar mit meiner Schwimmbrille angefreundet. Ich ziehe mehr oder minder elegant an den alten Damen vorbei und für die Körperwahrnehmung gibt es kaum eine bessere Sportart als Schwimmen. 





Nummer drei: Klavierspielen


Das war schon als Jugendliche mein Trauminstrument. Ich musste allerdings Gitarre spielen lernen. Sich mit 56 Jahren ein Klavier zu kaufen erschien mir leicht verrückt. Dass ich es dann geschenkt bekam, darüber habe ich mich unbändig gefreut. Und ja, es gibt Tage, an denen ich keine Lust habe, zu üben. Aber die ersten Erfolge gibt es auch :-)





Nummer vier: Lesen


Viele Jahre lang habe ich unglaublich viel gelesen. Aber mit Kindern, Beruf und Haus war irgendwann keine Zeit mehr dafür. Also habe ich jahrelang nur noch Zeitungen oder Online-Nachrichtenmagazine gelesen. Als ich im Oktober letzten Jahres endlich wieder ein Buch in die Hand nahm, reichte meine Konzentrationsfähigkeit gerade mal für 15 Minuten. Dann bin ich aufgesprungen und wie eine Irre durchs Haus gelaufen. Inziwschen kann ich wieder stundenlang in einem Buch versinken. Und ich tu das auch regelmäßig.






Nummer vier: Freunde


Eines der Symptome eines Burnouts ist der soziale Rückzug. Treffen mit Freunden empfindet man nur noch als zusätzlichen Stress, den man besser vermeidet. Ich habe nach der Diagnose einige Monate gebraucht, um die Treffen als das zu sehen, was sie sind: Fröhliche Begegnungen mit wunderbaren Gesprächen. Inzwischen bin ich in der Lage, mit meinen Freunden den ganzen Nachmittag durchzuquatschen und irgendwann festzustellen, dass ich längst zu Hause sein wollte. Ich habe einige alte Freundschaften aus dem Tiefschlaf gerissen und in der Tagesklinik unglaubliche Powerfrauen kennengelernt, mit denen ich mich auch jetzt noch häufig treffe. Und was gibt es schöneres, als mit einer Freundin mal wieder so richtig albern zu sein und sich vor Lachen zu biegen?


Something new kann also durchaus auch etwas sein, das eigentlich alt ist, aber verloren ging. Für mich ist es auf jeden Fall so. Und bei Euch?


Liebe Grüße

Fran


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