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Empowerment by Beleidigung und ein beigefarbenes Kleid

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In der vergangenen Woche wurden auf Instagram geschätzt mehr als sechs Millionen schwarz-weiß-Fotos von Frauen samt dem Hashtag #challengeAccespted veröffentlicht. Sinn der Übung: Empowerment (neudeutsch für Stärkung) von Frauen.

Es gibt diverse Geschichten über den Ursprung der schwarz-weiß-Fotos. Mit ihnen sollen Frauen in der Türkei unterstützt werden, die von Femiziden bedroht sind. Ein anderes, mögliches Motiv für den Hashtag liefert die US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez, die von Senatsmitglied Ted Yoho als „fucking bitch“ bezeichnet wurde. Ocasio-Cortez wehrte sich gegen die Beleidigung per Tweet. Es könnte aber auch sein, dass die Wurzel der Challenge irgendwo in einer Aktion gegen Krebs lag. Oder in Brasilien. Da will Instagram den Ursprung selbst gefunden haben. So ganz genau weiß das niemand.


Was aber einige sehr genau wussten: Die Aktion finden sie doof. Und schon war die schönste Schlammschlacht im Gange.


Gruppe A, also diejenigen, die die Aktion doof fanden, erhoben also den Zeigefinger und erklärten dem Rest der Menschheit etwas herablassend, dass ein schwarz-weiß-Bild ja mal gar nix ausrichten kann. Und zwar schon dreimal nicht, wenn man auf dem Bild lächelt. Lächeln gegen Femizid - lächerlich. Und dann kam im besten Fall noch ein wenig Selbstbeweihräucherung, in der wortreich ausgeführt wurde, wie man denn andere Frauen unterstützt. Ach ja, sehr schön war auch der Satz: „Die Frauen, die da mitmachen, sind sonst unsichtbar und trauen sich jetzt endlich auch mal, ein Foto zu posten“, den ich irgendwo las.


Diejenigen, die bei der Aktion mitgemacht und ein Foto gepostet hatten, fühlten sich natürlich auf den Schlips getreten. Die Reaktion war unterschiedlich: Typ A wies darauf hin, dass die Aktion einen ernsten Hintergrund hat und dass mann sich gefälligst mal darüber informieren sollte. Typ B argumentiert, man habe ja nicht wissen können, was sich eigentlich hinter der Aktion verbirgt, Typ C löscht das Bild gleich mal wieder, weil es echt peinlich ist, da mitgemacht zu haben.


Und dann wird erstmal geschimpft: Selbstgerecht, oberflächlich, dumm, hohl. Das sind nur ein paar Kostproben davon, wie die jeweils andere Partei bezeichnet wird. Wohlgemerkt: In Zusammenhang mit einer Aktion, mit der Frauen Frauen stärken sollen. Stärkung durch Beleidigung? Echt jetzt? Verstehen muss ich das nicht. Aber vielleicht funktioniert es ja.


Ob man nun diese Challenge akzeptiert oder nicht, macht einen nicht zur besseren oder schlechteren Frau. Frauen für blöd zu erklären, weil sie bei einer solchen „Challenge“ mitmachen (während man selbst als grelle Rübe weit über sowas steht) oder sie anzupöbeln und ihnen vorzuwerfen, sich nicht richtig informiert zu haben – zeugt nicht von sonderlich viel feministischem Gedankengut. Auf der anderen Seite auf jeden Kettenbrief mit irgendeinem Hashtag aufzuspringen, weil man sich davon ein paar Herzchen verspricht und obwohl man den HIntergrund nicht versteht – sollte man für die Zukunft vielleicht auch mal überdenken. Vielleicht einfach mal Freund Google bemühen?


So, und weil ich nun wahrlich keine Vorzeige-Feministin bin, gibt es mich heute wieder mal in Farbe und nicht in schwarz-weiß. Wäre ansonsten echt schade um das schöne, beigefarbene Kleid :-) Das Exemplar hatte ich eigentlich schweren Herzens bei COS hängen lassen, weil meine Einkaufsbegleitung meinte, dass ich doch nun schon ein Kleid in der Farbe besitze. Stimmt ja auch. Aber das, das schon im Schrank hing, sieht ja mal ganz anders aus! Wie auch immer: Ein paar Tage später bin ich dann noch einmal zu COS gehuscht und habe es mitgenommen. Die Entscheidung war genau richtig, denn bei Temperaturen, wie sie gerade hier herrschen, ist es genau richtig. Luftiger geht es kaum und angezogen genug fürs Büro ist es allemal. Morgens und abends, wenn es nicht mehr brüllend heiß ist, kommt einfach meine weiße Jeansjacke dazu und fertig. Und weil ich beige und rot so gern zusammen mag, durfte der rote Rucksack mit.







Heute geht es für mich leider nicht an die Ostsee wie am vergangenen Wochenende, als die Bilder entstanden sind. Aber das Kleid darf mit, ich muss nämlich mit 36 Grad in Westfalen fertigwerden…


Liebe Grüße

Fran



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