Deutschland schwitzt und selbst in Hamburg fallen die Hitzerekorde. Dass ich das noch erleben darf :-). Normalerweise schiele ich immer ein kleines bisschen neidisch auf den Süden Deutschlands, weil der Sommer einfach besser kann als der Norden. Diesmal komme selbst ich sommersüchtige Person auf meine Kosten. Und auch wenn die Sache mit dem Klimawandel grundlegend blöd ist, genieße ich die heißen Tage.
Ok, im Büro nicht so sehr. Da haben wir morgens lauschige 30 Grad, am Nachmittag geht es dann Richtung 35 und die Höchststrafe sind Flur und Kaffeeküche, die haben nämlich eine Glaskuppel, die nicht beschattet ist. Eigentlich sollte man den Architekten, der sich so einen Blödsinn ausdenkt, mal einen Nachmittag lang in der Kaffeeküche einsperren. Aber wenn man seine Bewegungen sparsam dosiert und sich regelmäßig mit kaltem Wasser und noch kälteren Getränken erfrischt, überlebt man die Bürostunden auch ganz gut.
Die Abende verbringe ich nonstop auf dem Balkon oder der Terrasse, die ab Spätnachmittag im Schatten liegt und auf der dank Wasser drumherum immer ein Windchen weht. Und die Wohnung ist dank Betonkerntemperierung (was immer das ist, es ist gut) herrlich kühl. Knapp 20 Grad im Schlafzimmer - wärmer wird es da auch bei den derzeitigen Temperaturen nicht und ich liebe es. Also von mir aus kann es gern so bleiben :-)
Aber das wird es nicht, denn ab Ende August habe ich Urlaub. Und wie ich mein Glück kenne, ist dann Schluss mit Sommer. Also überlege ich, was ich nun mit dem Urlaub anstelle. Die Andalusien-Pläne habe ich endgültig beerdigt. Andalusien ist auch im nächsten Jahr noch da. Hoffe ich. Aber wo sollte es schon hin? Aber fliegen mag ich im Moment tatsächlich nicht und schon gar nicht in ein Land, das als Risikogebiet klassifiziert ist. Also muss das Auto her. Eigentlich war Ostsee angedacht. Aber ehrlich gesagt: Nach den Erfahrungen am letzten Wochenenden mag ich nicht. Da ist es mir definitiv zu voll und die Umsetzung von irgendwelchen Corona-Maßnahmen, die ich da erfahren habe – och nö. Bisher bin ich morgens um 7 losgefahren, war um 8 da und habe mich mittags, wenn sich alle Urlauber und Tagestouristen aus dem Bett geschält hatten, wieder nach Hause gefahren. Der Strand glich dann einer Sardinenbüchse und die Restaurants… äh ja, schweigen wir von etwas Anderem.
An den ersten Wochenende Anfang Juli war es ok. Da wurden Abstände eingehalten, die Tische auseinandergerückt und das Personal sowie die Gäste trugen Masken und es wurde desinfiziert. Inzwischen ist das vielerorts anders. Weil es eben mächtig voll ist, gibt es plötzlich Tische, wo eigentlich keine stehen dürfen. Das Personal mag die Sache mit den Masken bei der Hitze nicht so – verständlich – und die Gäste denken: Och, dann brauche ich ja auch keine. Speisekarten oder Tische desinfizieren? Nö. Das wäre zu viel Aufwand. Also wandern die Karten von Hand zu Hand, die Gläser, die an einen falschen Tisch gebracht werden, ebenso (und ich bin schon froh, dass niemand aus meinem Glas getrunken hat) und die fröhlich feiernden Gruppen werden immer größer. Nö, muss ich nicht haben. Und wer jetzt denkt: Na, das wird eine Billigklitsche gewesen sein, dem sei gesagt: War es nicht.
Ostsee fällt also aus. Aber mir wird etwas anderes einfallen. Falls wir nicht ohnehin alle bis dahin dazu verdonnert werden, wieder mal zuhause zu bleiben. Es gäbe definitiv schlimmere Schicksale, denn ich mag mein Zuhause. Aber ich würde schon gern wegfahren. Auch wenn das nicht jeder versteht. Sunny zum Beispiel findet den Drang, im Urlaub wegzufahren, eher suboptimal. Ich sehe das ein wenig anders. Ich muss keine wilden Parties feiern, keine Massen von Menschen um mich haben und kann auch andernorts vorsichtig sein. Ich kann jeden Menschen verstehen, der einfach mal raus will und denke, solange er nicht in ein Risikogebiet fliegt und da einen Massen-Partyurlaub verbringt, sollte das auch ok sein. Wir werden noch eine ganze Weile mit der Pandemie leben müssen und genausowenig wie in dieser Zeit die Schulen geschlossen bleiben können kann man den Menschen verbieten, ihr Leben halbwegs normal weiterzuleben. Das bringt am Ende gar nix. Dann gehen nicht 20000 Menschen – oder 1,3 Millionen, kleiner Witz für alle, die die bösen Nachrichten verfolgen – auf die Straße, sondern alle.
Bei jedem „Influencer“, der ein Selfie von sich mit einer fremden Person außerhalb des Haushaltes macht #kreisch #dasdarfmandochnicht gleich aufzuschreien ist genauso sinnlos. Wer in seinen vier Wänden bleiben möchte, soll das gern tun. Wer sein soziales Leben im Rahmen der geltenden Regelungen fortführen möchte, soll das ebenso tun. Und niemandem steht ein Urteil über den anderen zu. Ach ja, wer dagegen Ehrenamtliche bei 34 Grad in Corona-Teststationen an bayerischen Autobahnen in Vollschutz schuften lässt und die Organisation nicht auf die Reihe bringt, der möge doch bitte anschließend nicht die Ehrenamtlichen beschuldigen, Dinge falsch gemacht zu haben. So, das wars jetzt auch, das Wort zum Freitag :-)
Ich muss nämlich meinen Koffer packen, weil ich keine Lust habe, meinen Geburtstag zuhause zu feiern. Da gehört Meer dazu. Aber eben diesmal nicht die Ostsee.
Liebe Grüße
Fran