Jetzt wohne ich schon seit fast 20 Jahren zwischen Lüneburg und Hamburg, bin schon allein beruflich mindestens einmal im Monat in Lüneburg und kannte einen großen Teil der Altstadt samt dem Kalkberg bisher nicht. Ich wusste nichtmal, dass es ihn gibt, Schande über mein Haupt. Aber weil gerade Sommer ist, weil es abends lange hell ist und weil sich sämtliche Kommunalen Räte zur Zeit in der Sommerpause befinden, habe ich abends ganz viel Zeit, endlich mal zu gucken, was sich so hinter dem Lüneburger Rathaus befindet.
Das war ein toller Spaziergang mit einem großartigen Abschluss in einem der Straßencafés. Davon hat Lüneburg nämlich ganz viele und im Sommer kommt manchmal sowas wie Pariser Atmosphäre auf. Aber es war ganz schön heiß an diesem Tag. Und weil ich zur Zeit wieder mal gefühlt an jeder Ecke lese, dass man in meinen quasi biblischen Alter gefälligst weder Shorts noch Miniröcke trägt, habe ich zum Maxikleid gegriffen *hüstel* Nein, Quatsch, stimmt gar nicht. Ich trage es genau genommen, weil ich es mag. Es ist aus federleichter Seide und wunderbar luftig. Darin kann man es auch bei mehr als 30 Grad aushalten. Und natürlich trage ich weiterhin Shorts und Minis, wenn mir danach ist ;-)
Gefunden habe ich das Kleid kürzlich beim Outlet-Bummel. Nachdem Ines dann fragte, wie wir Schnäppchen definieren: Das hier war eines. Vermutlich hätte ich auch den ursprünglichen Preis gezahlt, auch wenn der mich in die Nähe des Schuldturmes gebracht hätte. Aber das gute Stück war glücklicherweise um 60 Prozent reduziert und an der Kasse gab es weitere zehn Prozent Rabatt. Also habe ich mich einfach mal still vor mich hingefreut :-)
Aber zurück zu dem, was man ab einem gewissen Alter eigentlich nicht mehr trägt. So häufig wie dieses Thema in der Ü50-Bloggerwelt diskutiert wird ,und dann doch alle zu dem Schluss kommen, dass wir tragen dürfen, was wir wollen beschleicht mich langsam der Verdacht, dass das nur passiert, um möglichst oft Begriffe wie Ü50 oder 50 plus oder 50-dingenskirchen in einem Post unterzubringen. Das Ganze heißt dann SEO und sorgt dafür, dass der Blog zielgruppengerecht gefunden wird. Oder so. Und weil das einfach blöd aussieht, wenn man so ein unschuldiges ü50 mitten im Satz einstreut, diskutiert man halt zum tausendsten Mal, ob man noch Minis und Shorts tragen darf, wenn man über 50 ist. Ha, und jetzt habe ich es geschafft, den super-duper-Suchbegriff (so er es denn ist) gaaaaanz oft unterzubringen.
Wird mir aber nix helfen, schätze ich. Meine Sätze sind zu lang und ich benutze nie das Präteritum. SEO-gerecht schreibt man möglichst kurze Sätze. Ich dagegen bin Queen of Schachtelsätze. Mein Lieblings-Schlussredakteur hasst mich deswegen und bringt immer dann, wenn er meine Seiten lesen muss, ein kleines Säckchen zusätzliche Punkte mit ins Büro. Und das Präteritum mag ich auch nicht. Wenn ich spreche, sage ich ja auch nicht, dass ich heute nachmittag einkaufte. Dann habe ich eingekauft. Was übrigens auch grammatikalisch richtig ist, denn die Einkäufe sind ja nun zuhause im Kühlschrank und damit wirkt sich eine Handlung in der Vergangenheit bis in die Gegewart auf. Wenn ich einkaufte, dann habe ich streng grammatikalisch gesehen alles bereits aufgefuttert. OK, vermutlich hat das jetzt keine Sau interessiert, aber ich wollte es a) einfach mal loswerden und b) wollte ich einfach mal wieder den Besserwisser raushängen lassen ;-)
Wie auch immer: Ich stehe so gar nicht auf die üblichen Vorschriften der Modepolizei. Und ich glaube auch nicht daran, dass man mit ü50 (ha, gemerkt? Da isses wieder) nun ganz dringend seinen Stil (ohne Mini und Shorts) gefunden haben muss. Wenn es denn so wäre, würde ich vermutlich an modischer Langeweile sterben, weil ich diesen Stil ja nun tragen müsste, solange ich noch lebe. Da ich mir noch ein paar Jahrzehnte zu nehme gedenke, könnte das eine elend lange Zeit werden… Klar gibt es in Sachen Mode ein paar Dinge, auf die ich immer wieder zurückkomme. Ich sag nur weiße Blusen… Aber EINEN Stil und den womöglich bis Mitte 80? Och nö. Ich nehme gern den ganzen Stil-Blumenstrauß, so von wegen diversity. Auf einen Stil reduziere ich dann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin, mich selbst anzuziehen, sondern eine freundliche Pflegerin dafür bezahlen muss. Das ist dann nicht ü50, sondern hoffentlich ü90.
Ob mein olivfarbenes, neues Kleid bis dahin hält? Vermutlich nicht. Obwohl ich im Waschen von Seidenkleidern inzwischen Profi bin. Ich erinnere an meine ersten Seidenpyjamas, ich nach durchschnittlich zehn Wäschen gestorben sind. Aber das ist eine andere Geschichte :-)
Altersgerechte Ü50-Grüße
Fran