Weil
Gunda demnächst in Richtung Barcelona aufbricht und ich diese Stadt einfach liebe, gibt es heute anstatt eines wenig spektakulären Gips-Outfits mal einen kleinen Barcelona-Reiseführer. Wer schon einmal da war, weiß vermutlich, warum ich mich so sehr in diese Stadt am Meer verliebt habe. Wer noch nicht da war, der darf gerne mitkommen.
Das erste, was einem bei Barcelona in den Sinn kommt, ist vermutlich entweder Gaudí oder Sport. Der berühmteste Architekt der Stadt ist allgegenwärtig. Die monumentale Kirche Sagrada Familia ist weltberühmt. An ihr wird seit weit mehr als 100 Jahren gebaut. In zehn Jahren soll sie fertig sein. Eine Besichtigung lohnt aber auch jetzt schon. Die Sagrada Familia ist nicht nur von außen, sondern auch von innen atemberaubend. Wer die Kirche von innen sehen möchte, sollte allerdings früh aufstehen, um nicht in einer kilometerlangen Schlange zu stehen.
Gleiches gilt übrigens für den Parc Güell, den Gaudí ebenfalls gestaltet hat. Um ein Foto auf der weltbekannten, wellenförmigen Mosaik-Bank zu schießen, bei dem man dem Nachbarn nicht auf die Füße tritt, sollte man ebenfalls früh aufstehen oder im Vorfeld eine Karte über die Webseite kaufen. Gaudí begegnet dem Barcelona-Besucher übrigens auch in der Pracht-Einkaufsmeile Passeig de Gràcia. Dort stehen mit der Casa Mila und der Casa Batllo zwei berühmte Häuser des Architekten.
Was macht Barcelona ansonsten so besonders? Die Lage am Meer und die unglaublich schöne Altstadt, würde ich sagen. Man kann morgens durch schmale Gassen laufen und die Tausende von Balkons bewundern und sich nachmittags an den Strand legen, wenn man möchte. Zwischendurch sollte man definitiv ein paar Tapas essen und in Barceloneta den Locals beim Surfen zusehen.
Mein Lieblingsort in Barcelona ist der Arc de Triomf zwischen Altstadt und Poblenou. Hier sollte man am besten am Samstag oder Sonntag nachmittags oder abends auf der Bank sitzen, die vorbeiflanierenden Katalanen bewundern und den Skaten, die direkt unter dem Bogen ihre Tricks präsentieren, stundenlang zusehen. Ich nutze diese keine Pause dann gerne für ein Picknick. Zum picknicken eignet sich auch der benachbarte Parc de Ciutadella hervorragend. Hier kann man auf der Wiese chillen, Joggern zusehen, Ruderboote ausleihen oder einfach nur den gigantischen Brunnen bewundern.
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Nur einen Katzensprung vom Park entfernt beginnt die Altstadt. Im Barri Gotic oder in El Born kann man endlos durch schmale Gassen bummeln und dabei tolle Läden entdecken. Ob Modedesigner, die direkt in ihren winzigen Läden nähen, Schokoladenläden, an denen ich einfach nicht vorbeigehen kann, ohne mir die Nase am Fenster plattzudrücken, Hutmacher oder Schuster, die handgemachte Schuhe im Angebot haben gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, findet alle paar Meter faszinierende Dinge.
Neben Cafés und Restaurants gibt es außerdem Unmengen von Kirchen. Die schönsten sind Santa Maria del Mar und Santa Maria del Pí. Früher oder später stößt man dann auf die Kathedrale La Seu. Auch hier lohnt ein Blick ins Innere. Am Samstagnachmittag gibt es vor der Kathedrale ein besonderes Schauspiel: Die Katalanen tanzen hier gemeinsam ihren traditionellen Sardana, einen Tanz, der unter Franco verboten war.
Wer nicht den Haupteingang, sondern den Seiteneingang der Kathedrale nimmt, begegnet im Säulengang einer Schar Gänse. Die leben dort und bewachen die Kathedrale. Augenscheinlich fühlen sich die Tiere da richtig wohl.
Nach der Altstadt wird es Zeit für einen Ausflug auf den Montjuc, den Hausberg Barcelonas. Am besten startet man an der Plaza d`Espana. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Beginn der Route am Museu Nacional d`Arte de Catalunya, das in einem wunderschönen Gebäude oberhalb des ehemaligen Weltausstellungsgelände untergebracht ist. Wer Kunst mag, ist hier richtig aufgehoben und kann locker einen Tag im Museum verbringen. Für alle anderen: Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt.
Hier gibt es außerdem die Font Magica, die am Wochenende und im Sommerhalbjahr auch an Donnerstagen ein ganz besonderes Schauspiel bietet. Dann gibt es nicht nur Wasserspiele, sondern Musik und Lichteffekte dazu. Wer spätestens beim Finale, wenn Freddie Mercury und Montserrat Caballé "Barcelona" schmettern, keine Gänsehaut hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Zeiten des Spektakels sollte man googeln. Und dann nix wie hin.
Vom Museum geht es aber erstmal weiter über den Montjuc. Dabei wandert man durch den botanischen Garten erst einmal in Richtung Olympiastadion, das verglichen mit heutigen Stadien irgendwie niedlich ist. Von dort geht es weiter zur Festung Montjuc, von der man wieder einen unglaublichen Blick auf die Stadt hat. Für den Rückweg kann man entweder die kleine Seilbahn nehmen oder zu Fuß in Richtung Hafen wandern. Die Seilbahn in Richtung Hafen ist Geschmacksache. Ich finde sie nicht so prickelnd, dafür mächtig teuer. Mit ist die kleine Seilbahn lieber.
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Die wohl berühmteste Straße Barcelona sind eigentlich mehrere: Las Ramblas. Vor vielen Jahren war sie die Prachtmeile der Stadt. Heute ist sie in erster Linie voll. Und laut. Und ein Dorado für Taschendiebe. Also bitte ein wenig auf die Handtasche und das Portemonnaie aufpassen. An den Ramblas liegt die berühmte Markhalle La Boqueria. Die ist auf jeden Fall einen Blick wert. Obst, Fisch, Fleisch, Gemüse - hier gibt es einfach alles und alles sieht unglaublich lecker aus. Natürlich gibt es hier auch jede Menge Leckereien, die man entweder gleich an Ort und Stelle isst oder mitnimmt.
Am Ende der Ramblas wartet dann Kolumbus auf seiner Säule. Der gute Junge zeigt übrigens nicht in Richtung Amerika, sondern ziemlich direkt auf Mallorca. Naja, jeder kann sich mal vertun.
Jetzt wird es aber Zeit für einen weiteren Höhepunkt in Barcelona: Das Meer. Von der Kolumbusstatue aus sind es nur wenige Meter zum Port Vell, dem alten Hafen. Hinter dem Gewirr an Masten liegt auf einem Ponton das Maremagnum, ein Einkaufscenter, das übrigens das einzige ist, das auch an Sonntagen geöffnet ist.
Am Hafen entlang geht es in Richtig Barceloneta. Das ist das ehemalige Fischerviertel Barcelonas mit einer einzigartigen Architektur. Die Häuser sind unglaublich schmal, die meisten Straßen dazwischen ebenfalls. In den letzten Jahren hat sich Barceloneta zum In- und Party-Viertel entwickelt und die alten Bewohner werden nach und nach herausgedrängt. Die fangen gerade an, sich gegen die Plünderung ihres Stadtteils via AirBnB zu wehren und tun das auf vielen Plakaten kund.
Mitten in Barceloneta gibt es übrigens nicht nur viele gemütliche Restaurants, sondern auch eine tolle Markthalle. Kommt man nach dem Gang durch das Viertel an der Strandpromenade an, ist man endlich da - am Mittelmeer. Von hier aus ziehen sich kilometerlange Strände und eine wunderschöne Strandpromenade. Auf der Mauer sitzen, den Surfern zusehen und bei Santa Marta die beste Pizza in Barcelona essen ist ein absolutes Muss.
Nach der Pizza geht es weiter in Richtung Olympiahafen. Der ist hinter dem großen goldenen Fisch. Auf dem Weg kommt man übrigens an einem Krankenhaus vorbei. Krankenhaus mit Blick auf Strand und Meer - das würde ich mir auch gefallen lassen :-)
Dort, wo heute Promenade und Strand sind, war übrigens vor dem olympischen Spielen ein Industriegebiet. Strände gab es nicht und ans Meer wollte dort schon gar niemand. Lediglich einige Einwanderer aus Andalusien lebten hier in Holzhütten. Mit den olympischen Spielen wurde alles neu geplant. Auch die Altstadt, die damals halb verfallen war, wurde damals saniert. Für Barcelona waren die olympischen Spiele ein Segen, zumindest was die Wirtschaft angeht. So kann`s auch gehen.
Am Strand gibt es übrigens nicht nur Strandbars, sondern auch viele Spielplätze für Kinder und Fitness-Stationen für die sportbegeisterten Locals. Die flitzen auf dem Longboard oder auf Inlinern die Promenade längs und machen zwischendurch ein bisschen Krafttraining. Teilweise sehr hübsch anzusehen ;-). Lustig sind auch die Seniorengruppen, die vorzugsweise am Vormittag ihre Fitnessübungen machen.
Enlang des Strandes und in ganz Barcelona begegnen einem aber nicht nur sportliche Einwohner, sondern auch ganz viel Kunst. Vom goldenen Fisch am Olympiahafen - hier kann man übrigens hervorragend Fisch essen - bis zu Skulpturen in der ganzen Stadt gibt es alle paar Meter Kunstwerke zu bestaunen. Barcelona ist nicht umsonst Designhauptstadt Spaniens.
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Was kann man sonst so machen in Barcelona? Wenn Mann oder Sohn dabei sind, ist es vermutlich sowieso ein Muss. Mich persönlich interessiert Fußball zwar nicht die Bohne, aber das weltberühmte Stadion Camp Nou fand ich trotzdem großartig. Die Stadiontour führt einen nicht nur durch das FC Barcelona-Museum, sondern auch durch die Katakomben des Stadions, in die Spielerkabinen, in den Presseraum und dann durch den Gang, den auch die Spieler nehmen, zum Spielfeld. In einem Nebenraum gibt es übrigens noch eine kleine Kapelle, in der man kurz vorm Auflaufen noch mal schnell ein Stoßgebet nach oben richten kann. Danach einmal im Trainer-Ledersitz Platz nehmen und vom Titel träumen.... hach.
Mes que un club - mehr als ein Fußballverein ist der FC Barcelona für die Katalanen. Er ist quasi das Lebensgefühl der Katalanen.
Ein anderes, tolles Ausflugsziel in Barcelona führt in den Park d`Horta. Der Park ist wunderschön und die Hauptattraktion ist ein Labyrinth, in dem man sich tatsächlich verirren kann. Es macht Reisenspaß, darin herumzulaufen und gemeinsam mit anderen Verirrten den richtigen Weg zu suchen.
Doch auch der Rest des Parks lohnt die etwas weitere Anfahrt mit der Metro. Der älteste Park Barcelonas hat wunderschöne Ecken und ist in der Regel nicht überlaufen. Erreichbar ist er mit der Metrolinie L3, Haltestelle Mundet. Mittwochs und sonntags ist der Eintritt frei, an allen anderen Tagen zahlt man gut zwei Euro pro Person.
So, das waren jetzt einige Eindrücke aus Barcelona. Natürlich gibt es noch viel mehr zu sehen und zu erleben. Aber das erzähle ich Euch ein anderes Mal.
Liebe Grüße
Fran
P.S.
Und hier noch ein paar Grundinformationen für alle, die das erste Mal nach Barcelona kommen. Wer Fragen hat: Mail genügt :-)
Anreise:Wer am Flughafen El Prat ankommt, kann für den Weg in die Stadt entweder ein Taxi oder den Aerobus nehmen. Der Aerobus fährt alle zehn Minuten in Richtung Innenstadt und kostet für den Hin- und Rückweg rund 10 Euro. Wer ein Rückfahrticket kauft, sollte allerdings beachten, dass das nur zehn Tage lang gültig ist. Kaufen kann man die Tickets entweder direkt am Bus oder an einem kleinen Stand im Flughafengebäude. Empfehlenswert ist letzteres, um in der Busschlange nicht allzulang zu warten, sondern direkt einsteigen zu können. Der Bus hält an der Plaza d`Espana, an der Plaza de Catalunya und an ein paar Haltestellen dazwischen. Von dort aus kommt man mit der Metro weiter.
Öffentliche Verkehrsmittel:Am schnellsten kommt man mit der Metro von A nach B. An Automaten in den Stationen bekommt man Zehnertickets für rund zehn Euro. Viele Wege lassen sich in Barcelona aber auch zu Fuß erledigen, vorausgesetzt man hat bequeme Schuhe dabei. Busse fahren ebenfalls an ziemlich jeder Ecke. Das Bussystem in Barcelona ist ziemlich simpel: Die Busse fahren entweder waagerecht oder senkrecht.
Sicherheit:Ich bin in Barcelona noch nie bestohlen worden. Wer einigermaßen vorsichtig mit seinen Wertgegenständen umgeht und nicht unbedingt am U-Bahn-Automaten mit einem prall gefüllten Portemonnaie wedelt, im Café an den Ramblas seine teure Tasche samt Inhalt über die Stuhllehne hängt oder klar erkennbar als Tourist in kurzen Hosen, Sandalen und Tennissocken und halb aus der Hose hängendem Portemonnaie durch die Gegend stapft, der braucht sich wenig Gedanken zu machen. Die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, die man überall beachten sollte, reichen absolut aus.
Hotel:Hotels gibt es in jeder Preisklasse. Ich mag lieber Ferienwohnungen, daher keine Empfehlung von mir. Allerdings würde ich nicht unbedingt ein Hotel an den Ramblas nehmen, weil es da in der Hauptsache laut und voll ist. Zu weit draußen ist auch nicht soooo toll. Meine Empfehlung: Entweder im Poblenou oder im Barri Gotic.
Essen:Auch da gebe ich mal lieber keine Empfehlungen. Nur diese: Esst Tapas. Viele Tapas. Die sind soooo lecker. Und überfallt möglichst viele Bäckereien. Cabo de Angel sage ich nur.