Dieser Post könnte Ironie enthalten ;-) Und zwar jede Menge... Ich sollte es nur gesagt haben, falls mich tatsächlich irgendjemand für Superwoman halten sollte.
Es gibt ja nun für alle möglichen und unmöglichen Lebenssituation Verhaltensregeln. Und die gibt es tatsächlich auch für die Situation einer betrogenen Ehefrau. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber was mir in den letzten drei Monaten so an „Benimmregeln“ vor die Füße gefallen ist, ist definitiv einen Post wert.
Verhaltensregel Nr. 1: Die betrogene/gechasste Ehefrau hat keinesfalls traurig zu sein. Sie ist bitteschön mächtig froh, den miesen Kerl endlich los zu sein.
Ja, genau! Ich meine, sein wir doch ehrlich: Geheiratet habe ich den doch eh nur, weil er gerade da war und ich Lust auf Hochzeit hatte. Für so ein Hochzeitskleid darf man nämlich völlig ohne schlechtes Gewissen Unsummen ausgeben - und wann darf man das sonst so? Abgesehen davon wollte ich endlich mal wieder so richtig feudal essen. Dafür nimmt man es dann halt in Kauf, hinterher verheiratet zu sein. Warum ich es fast 20 Jahre mit ihm ausgehalten habe? Fragt mich nicht. Vermutlich waren Drogen im Spiel. Traurig? Pah! Wer ist schon nach fast 20 Jahren Ehe traurig, wenn die unvermittelt im Eimer ist? Doch wohl nur total uncoole Menschen. Nee, für mich kommen nur positive Vibes in Frage. Und wenn das Leben mir Zitronen gibt, mach ich Limonade draus. Also organisiere ich demnächst die ich-bin-ihn-los-Party. Yeah!
Verhaltensregel Nr. 2: Die betrogene/gechasste Ehefrau schaut zuversichtlich und mit einem fröhlichen Lächeln in die Zukunft und taucht ein ins wilde Single-Leben.
Aber sowas von. Man kommt vor allem in den ersten Wochen aus dem Lächeln gar nicht mehr raus, weil man sooooo viel Platz im Bett hat. Und im Kleiderschrank erst! Dass der Wunsch nach einem Kleiderschrank ganz für mich allein endlich in Erfüllung ging, war bestimmt das Beste, was mir je passiert ist. 4 Meter Schrank ohne Sakkos - der Traum jeder Frau, oder? Selbstverständlich ist meine Zukunft golden mit goldenem Rand. Um meine Rente aufzubessern werde ich einfach spätestens mit 60 einen todsicheren Bankraub begehen und die erbeuteten Millionen unter die Matratze packen. Macht man doch so, oder? Nur das mit dem wilden Single-Leben, das habe ich noch nicht so drauf. Ich habe wirklich eine ganze Menge Singles in meinem Freundeskreis. Die sind aber alle so un-wild. Ich glaube, ich muss die mal erziehen.
Verhaltensregel Nr. 3: Alternativ wäre es möglich - das wurde mir tatsächlich ans Herz gelegt - die Tatsache der Untreue einfach zu ignorieren. Wenn man sich nämlich nur fest genug die Augen zuhält, sieht man gar nix!
Großartiger Ratschlag. Das klappt bestimmt. Wusste ich schon als Zweijährige. Da hat das auch geklappt. Da habe ich mir die Augen zugehalten und war einfach weg. Dann müsste das doch 51 Jahre später auch umgekehrt klappen, oder? Ich mache die Augen zu und sehe die Andere nicht. Genial! Ich überlege allerdings noch, ob die Gehaltsklasse des Mannes es tatsächlich rechtfertigt, mir die Augen zuzuhalten. Davon könnten die Wimpern abbrechen! Und DAS wäre tragisch. Abgesehen davon verschmiert dann die Mascara und das finde ich echt ätzend. So wichtig ist mir sein Gehalt vielleicht doch nicht. Oder doch? Oder nicht? Ach, sagt doch mal was!
Verhaltensregel Nr. 4: Machen wir gleich mal mit dem Thema Geld weiter. Als betrogene Ehefrau hat man seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Na aber sicher doch. Als erstes habe ich dann mal die Ming-Vase von Oma Elisabeth (natürlich SEINER Oma) in Sicherheit gebracht. Ihm habe ich erzählt, dass die Nachbarskatze das Ding geschrottet hat. Selbstverständlich habe ich nicht nur das Konto, sondern auch sämtliche Aktiendepots und Festgeldkonten geplündert. Ich bin mir aber nicht sicher, dass er mir glaubt, wenn ich behaupte, dass das auch die Katze war. Abgesehen davon habe ich schon einen Termin beim Notar für den Hausverkauf gemacht und ein Konto auf den Cayman Islands eröffnet, auf das der Kaufpreis überwiesen werden soll. Wie gut, dass der Notar nie merken wird, dass der nette Mann neben mir ein eigens engagierter Schauspieler ist. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, wie weit ich weg sein sollte, wenn der Käufer mit Sack und Pack anreist und der Gatte nix vom Verkauf weiß. Ob die Malediven da wohl reichen? Haben die ein Auslieferungsabkommen mit Deutschland? Weiß das wer?
Verhaltensregel Nr. 5: Jetzt zeigst du es dem Ex-Ehegespons aber mal, was er davon hat. Mach ihm das Leben so ungemütlich wie möglich.
Auf ein, das kann ich. Punkt eins: Während ich einen Last-Minute-Flug auf die Malediven buche, setze ich Flöhe in seinem Bett aus. Ich hoffe, die hiesige Tierhandlung hat sowas auf Lager. Im Anschluss werde ich die Bremsleitungen seines Auto ein ganz klein wenig anbohren. Nur ein ganz kleines Loch! Soll doch nach einem Unfall aussehen. Vorher könnte ich sein Lieblingshemd dem Hund zum Drauf-Rumkauen schenken. Sonst noch was? Ich glaube, ich sollte mir den Film Rosen-Krieg besorgen, der inspiriert mich bestimmt. Weiß irgendjemand, ob es den bei Amazon Prime gibt? Oder kann mir die DVD leihen?
Verhaltensregel Nr. 6: Die andere Frau geht dich nix an. Die hat damit nix zu tun. Die darfst du nicht doof finden.
Naja, ein ganz kleines bisschen hat sie vielleicht doch damit zu tun? Nein? Ok, ok. Ich glaube, ich sollte sie einfach mal zum Kaffee einladen. Wir würden uns bestimmt total gut verstehen und richtig dicke *höhö* Freundinnen werden. Ich könnte ihr sogar ein paar tolle Tipps zur richtigen Behandlung und Pflege des neuen Mannes geben. Außerdem könnte sie das vom Hund zerkaute Lieblingshemd gleich mitnehmen und wieder in Ordnung bringen. Die kann das bestimmt auch viel besser als ich. Die hat schließlich ihre Zeit als Ehefrau und Mutter nicht mit Arbeiten vergeudet, sondern die Hausfrau gegeben. Vielleicht sollte ich auf Unterhalt verzichten, damit das Geld ausreicht, um all ihre Wünsche zu erfüllen und sie glücklich zu machen? Für wirklich gute Freunde müsste das schon drin sein.
Verhaltensregel Nr. 7: Sieh zu, dass du unter Leute kommst, damit du schnell wieder einen Mann findest.
Jaja, ich mach ja schon! Das ist übrigens ganz schön anstrengend. Online-Dating, Baggern an der Supermarktkasse, Flirten im Baumarkt und Feiern, bis der Arzt kommt. Ich glaube, ich brauche in spätestens drei Monaten ein Sabbatical. Ich hatte ja überlegt, mich mal unter den Männern meiner Freundinnen umzusehen. Aber die waren mir dann doch etwas zu langweilig. Außerdem ist sowas immer etwas heikel, wenn man in einem kleinen Dorf wohnt. Muss ich also wohl oder übel die Großstadt unsicher machen… Herrje, wisst ihr, wie viele Kerle da so rumlaufen? Keine Ahnung, ob ich das durchhalte…
Ihr seht, es ist ganz schön anstrengend, sämtlichen Verhaltensregeln gerecht zu werden. Man schließt tolle neue Freundschaften, gaunert sich total reich und genießt good Vibes ohne Ende. Nur der Streß mit dem Finden eines Nachfolgers - der ist ein bisschen heftig. Aber das hat ja irgendwann ein Ende :-)
Liebe Grüße
Fran