„Rom kann man prima an einem Tag erledigen“, hatte meine Kollegin, die die Stadt wie ihre Westentasche kennt, gewitzelt. Sie hatte nämlich, als sie zum ersten Mal in Rom war, die wichtigsten Stationen der Antike tatsächlich im Laufschritt an einem Tag abgeklappert - zum Dank gab es dampfende Füße. Wir haben uns einfach ein bisschen mehr Zeit gelassen, schließlich waren wir ja nicht wie scheinbar viele Touristen aus Fernost, auf der Europa-in-fünf-Tagen-Tour ;-)
Und weil am Vortag die Schlange vor dem Eingang zum Kolosseum unglaublich lang war (Merke: Nie am Sonntag das Kolosseum von innen angucken wollen), haben wir es einfach am Montag noch einmal probiert. Ist man zeitig vor Ort, beträgt die Wartezeit quasi Null. Und angenehm leer ist es auch. Für das Forum Romanum und das Kolosseum gilt die gleiche Eintrittskarte, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gültig ist. Für 12 Euro bekommt man also einen ausgiebigen und faszinierenden Blick in die Antike. Ist das Kolosseum schon von außen ein gigantisches Bauwerk, bei dem man sich eigentlich pausenlos fragt, unter welchen Mühen es vor rund 2000 Jahren gebaut wurde, ist es von innen fast noch eindrucksvoller. Vermutlich sehe ich künftig jeden Gladiatoren-Film mit anderen Augen. Zu betreten sind leider nur noch Teile der Arena. Der Rest bröckelt fröhlich vor sich hin. Die Römer tun zwar alles dafür, ihr Kolosseum zu erhalten, aber der Sandstein geht so seine eigenen Wege...
Nach einer halben Stunde wurde es voll - Zeit zu gehen also. Aber erstmal ein Cappuccino! Ich weiß nicht, wie viele Cappuccini ich in Rom getrunken habe, aber einer war besser als der andere. Und im Stehen in der Bar getrunken immerhin nur noch halb so teuer wie am Tisch sitzend - für mich eine neue Erkenntnis, genauso wie die Tatsache, dass der Römer sein Frühstück (Espresso e cornetto) tatsächlich innerhalb von knapp viereinhalb Minuten im Stehen einnimmt und weiterbraust. Wir brausten dann auch weiter und bummelten am Tiber entlang Richtung Vatikan. Mit Kirche habe ich zwar eigentlich wenig am Hut, aber den Petersdom nicht anzusehen war auch keine Alternative. Also nix wie hin. Am Tiber war es dann übrigens wirklich ruhig. Scheinbar kommt kein Tourist außer uns auf die Idee, dort entlangzulaufen - Römer auf Fahrrädern waren in Scharen unterwegs, aber über mindestens zwei Kilometer wollte uns kein Mensch einen Selfie-Stick verkaufen - ungewöhnlich.
Was mich beim Spaziergang in Richtung Tiber noch beeindruckt hat: Kaum sieht man im Centro Storico, also im historischen Zentrum von Rom eine Baugrube, kommen Säulen zum Vorschein. Alles, aber auch alles scheint dort auf den Trümmern der Antike gebaut worden zu sein und sobald ein Gebäude abgerissen wird, kommen Marmorsäulen zum Vorschein und die Archäologen beginnen ihr Werk. Zur Zeit wird gleich neben dem Kolosseum an der dritten U-Bahn-Linie der Stadt gearbeitet. Die Arbeiten werden allerdings immer wieder durch archäologische Funde verzögert. Die Linie unterhalb der Altstadt zu verlängern wird bestimmt auch ein ganz besonderes Vergnügen, schätze ich.
In Roms Zentrum ist kein Weg wirklich lang - wer braucht das schon eine U-Bahn, wenn er Sneaker hat? Wir kamen auf jeden Fall gemütlich schlendernd auch ohne ÖPNV an der Engelsbrücke und schließlich am Petersdom an. Da gab es das, was es in Rom wohl am häufigsten gibt: Lange Warteschlangen. Darauf hatten wir nun wirklich keine Lust - an einem Eingang quollen Massen von Menschen hinein, am anderen hinaus. Also begnügten wir uns mit einem ausgiebigen Blick auf den beeindruckenden Blick auf den Petersplatz, wo gerade gefühlt 10.000 Stühle aufgestellt wurden. Der Papst hat sich leider auch nicht sehen lassen, weder der jetzige noch der in Rente. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch erfahren, dass der Petersdom in diesem Jahr besonders begehrt ist: Das Jahr 2016 ist ein heiliges Jahr und nur in heiligen Jahren ist die heilige Pforte geöffnet. Da die aber nur alle 25 Jahre stattfinden (das jetztige wurde vorgezogen) und die Pforte geöffnet ist, die nach Ablauf dieses Jahres wieder zugemauert wird, pilgern in diesem Jahr besonders viele Katholiken nach Rom.
Das war dann vielleicht auch der Grund dafür, dass der Besuch in den Vatikanischen Museen zum absoluten Fiasko wurde. Zwar hatten wir online Eintrittskarten gekauft und konnten so die mehrere Hundert Meter lange Schlange links liegen lassen. Aber im Museum selbst hieß es dann eingequetscht in Tausende von Besuchern Schrittchen für Schrittchen durch die Räume zu drängeln. Definitiv eine Katastrophe für Menschen mit Platzangst. Gelegenheit, stehenzubleiben und sich gar ein Gemälde oder eine Statue in einer der größten Kunstsammlungen der Welt anzusehen? Fehlanzeige. Vom Wachpersonal um Eile gebeten ging es dann durch die sixtinische Kapelle und danach ergriffen wir die Flucht. Ich komme gern wieder, wenn es da mal leerer ist. Ich hatte mich eigentlich gefreut, mir die Stanzen des Raffael, sein berühmtes Wandbild, die Schule von Athen, oder die wunderschönen Karten im Kartensaal anzusehen. Naja, vielleicht irgendwann noch einmal.
So, demnächst geht es dann weiter in die Villa Borghese, zum Trevi-Brunnen und zur Spanischen Treppe. Und, um weitere Menschenmassen zu vermeiden, einfach kreuz und quer durch die Stadt :-)
Liebe Grüße
Fran