Eigentlich hatte ich gar keine Sommerpause hier geplant. Aber dann begab es sich dann doch, dass gleich beide Kinder einige Wochen in Hamburg weilten und wir dann gemeinsam auf eine olympische Tour gingen. Und weil ich die Zeit mit meinen Töchtern, die ja normalerweise 500 Kilometer entfernt von Hamburg leben, so sehr genossen habe, war hier eben Sendepause :-)
Wir haben gemeinsam gekocht und gegessen, wir sind ausgegangen, wir waren bummeln wie die Weltmeister und wir haben sooooo viel geredet. Und bevor uns nach zwei Wochen langweilig werden konnte, ging es auf nach Paris :-)
Dass wir die olympischen Spiele in Paris erleben wollten, war uns schon klar, als Paris als Austragungsort fest stand. Damals waren wir nämlich gerade - in Paris. Und der Schriftzug „Paris 2024“ leuchtete vom Tour Montparnasse jeden Abend durch das Dachfenster im Gästezimmer meiner Schwester. Die hat viele Jahre in Paris gelebt. Seit ein paar Jahren leider nicht mehr. Aber das sollte uns nicht stoppen :-) Seitdem wir alle zusammen in London unsere ersten olympischen Spiele und diese einzigartige Stimmung in der Stadt erlebt haben, gab es quasi kein Halten mehr.
Also haben wir im Februar 2023 Karten für jede Menge Wettkämpfe gekauft, ein paar Monate später ob der Preise heftig schluckend ein Hotel gebucht und vor einem halten Jahr dann die Flüge gebucht. Was soll ich sagen? Es war großartig. Anders als in London. Aber großartig. Auf eine ganz eigene Weise.
Und was ist das für eine Stimmung?
Das ist schwer zu beschreiben. Zum einen laufen ganz viele Menschen durch die Stadt, die eigentlich alle gute Laune haben und sich riesig auf die Wettkämpfe freuen. Zum anderen sind da Tausende von Menschen, die freiwillig dort arbeiten, damit alles wie am Schnürchen läuft und die in der Regel ziemlich gute Laune haben. Und dann sind da noch die Bewohner der Stadt, auf die diese gute Laune in der Regel sehr schnell abfärbt. Alles zusammen ergibt zwar das eine oder andere Gedränge, aber auch ganz viele lächelnde Menschen, die ohne zu murren auch mal eine Stunde lang vor dem Olympia Super Store warten, bis sie endlich rein dürfen. Die in der Metro nicht drängeln, sondern einfach nett sind und jedem, der auch nur entfernt älter aussieht als sie selbst, ihren Sitzplatz anbieten. Ich sah übrigens wohl recht häufig älter aus ;-)
In den Stadien und Hallen wird vor Beginn des Wettkampfes aus vollem Halse „Aux Champs Elyssees“ geschmettert, ob man nun singen kann oder nicht, und Riesenapplaus gibt es eben auch für denjenigen, der einfach nur eine Badekappe aus dem Wasser fischt und keine olympischen Rekorde bricht. All das zusammen ergibt eine superschöne, gelassene und begeisterte Stimmung, die sehr, sehr ansteckend ist.
Aber war es nicht furchtbar voll?
Nö. Voll war es witzgerweise gar nicht. Ich habe Paris schon weit voller erlebt. Viele Pariser hatten aus Angst vor Terroranschlägen und Chaos das Weite gesucht. Und die Touristen, die Paris normalerweise im Sommer bevölkern, waren ebenfalls wegen der olympischen Spiele nicht gekommen. Übrig blieben also diejenigen, die in Paris geblieben waren und die Olympiatouristen. Das waren zwar nicht wenige, aber die bevölkerten vor allem die Sportstätten und alles zwischen Louvre, Eiffelturm und Arc de Triomphe. Abseits davon war es wohltuend leer. Ein Tisch in den Restaurants im Marais war abends auch am Wochenende problemlos zu bekommen, die Verkäuferinnen in den großen Kaufhäusern hatten Zeit und Muße für ein Schwätzchen und selbst am Montmartre war, wenn nicht gerade ein Radrennen über den Butt führte, nichts los. Herrliche Aussichten also :-)
Zusätzlich war Paris geputzt wie ich es noch nie gesehen habe. Die Metro, die normalerweise nicht überall und immer appetitlich duftet, wurde jeden Abend geputzt und gewienert, ebenso wie die Gehsteige und trotz Tausender von Olympia-Touristen war jeder Park und jede Grünfläche blitzblank.
Aber gab es da keine Sprachprobleme?
Meine französischen Sprachkenntnisse sind durchaus ausbaufähig… Ich habe zwar Französisch bis zum Abitur gelernt und sogar ein Semester lang studiert, aber von fließendem Französisch bin ich weit entfernt. Wenn das gefragt ist, hänge ich mich gern an mein Schwesterchen ;-) Die kann das - nach acht Jahren Paris kein Wunder. Ich halt nicht. Und wie die Franzosen so sind, reden sie erstmal Französisch. Macht man sie dann allerdings auf die eher rudimentären Sprachkenntnisse hin, sind nahezu alle Franzosen des Englischen mächtig. Was allerdings der Moderator beim Trampolin-Finale der Männer über die Teilnehmer erzählt hat, das weiß ich bis heute nicht so recht.
War die hohe Polizeipräsenz nicht merkwürdig?
Nein, war sie nicht. Im Gegenteil: Sie hat wohl jedem Besucher das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Und ja, dort, wo sich die Menschen ballten, waren sehr viele Polizisten unterwegs. Aber die hatten eigentlich für jeden ein Lächeln im Gepäck und haben sich über ein „bonne Journée“ eigentlich immer gefreut.
Und was hast du gesehen?
Die Eröffnungsfeier habe ich mir im TV angesehen, noch von Deutschland aus. Wir hatten aufgrund der etwas eigenwilligen Modalitäten für den Kartenverkauf eine witzige Mischung, die von Trampolinspringen (auf den besonderen Wunsch einer jungen Dame, die selbst viele Jahre auf sehr hohem Niveau gesprungen ist), über Basketball und Leichtathletik bis zu Beacnvolleyball (und als wir die Karten gekauft haben, war noch nicht bekannt, dass das Stadion derart spektakulär sein würde), von Wasserball (das erste Wasserball-Spiel meines Lebens, aber ich fand es toll) bis hin zu Hockey (ok, DAS ist jetzt nicht so mein Sport). Dazu kam Public Viewing im Liegestuhl auf einen zauberhaften Gelände neben dem Hotel und sehr, sehr leckerem Roséwein. Ach, schön wars!
Mein Fazit: Egal wie teuer die Karten und das Hotel waren, es hat sich soooo sehr gelohnt. Abhängig vom Wahlergebnis in den USA würde ich durchaus in Betracht ziehen, 2028 einen Ausflug nach Los Angeles zu unternehmen :-)
Und? Wär das auch was für euch?
Liebe Grüße
Fran