Ich schulde mir und euch wohl noch einen Rückblick für den Oktober. Naja, eher für den halben Oktober. Denn die zweite Hälfte bestand in der Hauptsache daraus, auf dem Sofa zu sitzen oder zu liegen, aus jeder Menge Arztbesuchen, aus Therapeutengesprächen und aus Spaziergängen. Damit kann man hervorragend zwei Woche zubringen und wie es aussieht, kann ich das wohl auch noch einige weitere Wochen lang.
Aber Anfang Oktober, da dachte ich noch, dass alles gut ist. Oder wird. Bis November galt es noch durchzuhalten. Dann sollte alles besser werden, weil die Urlaubssaison endlich beendet und die Redaktion wieder in voller Mannstärke an Bord ist. Naja, ist sie nicht.
Aber Anfang Oktober, da dachte ich noch, ich schaffe das. Und weil man sich ja Me-Time gönnen soll, als Ausgleich zum stressigen Alltag, bin ich für ein Wochenende an die Ostsee gefahren, während Kind, groß, eine Geburtstagsparty bei mir zuhause feiert. Mein Zuhause liegt nämlich strategisch einfach günstiger, während ihre Wohnung, nun ja, eher in der Pampa liegt, von Hamburg aus gesehen.
Heiligenhafen hieß für mich diesmal das Ziel. Nach drölfzig Mal Kühlungsborn wollte ich einfach mal etwas anderes sehen. Und weil ich in Heiligenhafen zuletzt vor ungefähr 30 Jahren war, eben Heiligenhafen. So richtig überzeugt hat mich Heiligenhafen allerdings ehrlich gesagt nicht. Das könnte am Hotel gelegen haben. Das sollte eigentlich von drei Seiten von Wasser umgeben sein. Äh ja. Ich hatte dann mal das Zimmer Blick auf einen wenig hübschen Parkplatz. Aber hinter dem Parkplatz, da war Wasser. Dummerweise nur ein Binnensee ;-) Kein Meeresrauschen also.
Jenseits des Binnensees allerdings, da gab es Ostsee und Strand und ganz wunderbare kleine Strandhäuser. Hab ich mich halt an denen erfreut :-) Und an der warmen Föhn-Brise. Aber immerhin weiß ich jetzt: Jeder Cent für ein Zimmer mit Meerblick, von dem aus man das Rauschen der Wellen hört, wenn man das Fenster öffnet, ist gut angelegtes Geld.
Zuhause erwartete mich dann eine frisch geputzte Wohnung - ich sollte das Kind häufiger bei mir feiern lassen. Und ein sehr glückliches Geburtstagskind. Das ist inzwischen 22 Jahre alt. Fragt mich nicht, wo diese Jahre geblieben sind. Ich habe keine Ahnung. Zur Feier des Tages habe ich dann noch sowohl sie als auch ihren Freund beim Risikospielen geschlagen. Nennt mich Held.
Und dann kam erstmal jede Menge Arbeit und jede Menge Herbst. Ich habe die Terrasse und den Balkon herbstfit gemacht, mich über bunte Blätter gefreut, die ersten dicken Pullover rausgekramt und meist geschwitzt, weil der Oktober nämlich ganz schön warm war - soweit ich mich erinnere.
Kind, klein, hat ihren Geburtstag ebenfalls im Oktober gefeiert und sich einen Besuch auf dem Rummel gewünscht. Sie ist nämlich ein ganz großer Fan von möglichst fürchterlichen Fahrgeschäften, bei denen mir schon vom Hinsehen schlecht wird. Also blieb ich einfach am Boden und habe es sogar geschafft, das Riesenrad zu vermeiden. Ihr dürft mich nochmal Held nennen… :-)
Damit waren die Schleusen quasi geöffnet und es ging erstmal nichts mehr. Gar nichts. Gehen? Nur noch in Zeitlupe. Konzentration? Ging nicht mehr. Ich habe alles, aber auch alles vergessen. Ging zum Bäcker und fragte mich dort angekommen, was ich da will. Habe mir dann Blumen im Laden nebenan gekauft. Brot fiel mir nicht ein.
So verbrachte ich also den Rest des Oktobers. Auf dem Sofa. Ohne zu denken. Ohne irgendetwas zu müssen. Und ich hatte absolutes Glück, sehr schnell psychologische Unterstützung zu finden. Aber darüber erzähle ich euch ein anderes Mal. Falls es euch interessiert.
Liebe Grüße
Fran