Ich erinnere mich noch an die Zeit vor 10 bis 15 Jahren, als ich den Oktober noch viel blöder fand als heute. Sowohl Kind, groß, als auch Kind, klein, haben nämlich im Oktober Geburtstag und bedauerlicherweise gehörte ich nie zu den Menschen, die es lieben, Kindergeburtstage auszurichten. Im Gegenteil: Ich habe es leidenschaftlich gehasst. Selbstverständlich habe ich pflichtschuldigst das Haus geschmückt, habe Geburtstagskuchen gebacken und eine Horde Kinder entertaint. Von Übernachtungs-Halloween-Parties bis zu Schnitzeljagden durch die Botanik, von Tanz-Workshops bis zu Topfschlagen und Co habe ich so ziemlich alles durch und es reicht für zwei Leben.
Aber jetzt sind die Damen erwachsen, organisieren ihre Parties alleine (die in diesem Jahr ausfallen mussten) und wir haben jeweils einen wunderbaren Tag mit einem königlichen Frühstück, vielen Geschenken, Kuchen- beziehungsweise Waffelschlacht, Kochen, Toben, Tanzen und Gesellschaftsspielen verbracht. Sollte ich also in einem späteren Leben nochmal Kinder kriegen, nehme ich sie gern mit 19 und 21 :-) Ansonsten kann ich nur sagen: Die beiden jungen Damen sind ein absoluter Hauptgewinn, mit Geld nicht zu bezahlen, sie sind die weltbesten Fotobomber, können auch volljährige nicht den geraden Weg nehmen, wenn es etwas zum Rüberklettern gibt und ich liebe sie so sehr, dass mir manchmal schwindelig wird. Und zuzugucken, wie beide erwachsen werden, wie sie ihren Weg gehen und welch großartige Menschen aus ihnen geworden sind macht definitiv jeden Kindergeburtstag wett.
Abgesehen davon haben sie meine Liebe zur Ostsee übernommen. Die meutern nicht, wenn Muttern kilometerlange Spaziergänge am Strand unternehmen will, solange sie regelmäßig gefüttert werden. Und weil das Wetter großartig war, hatten wir eine tolle Zeit. Diesmal hat es uns nach Travemünde verschlagen. Kühlungsborn mag ich eigentlich lieber. Aber die Tatsache, dass dort Tagestourismus ziemlich früh wieder verboten wurde, macht mir Meck-Pom nicht eben sympathischer. Tagestouristen werden ausgesperrt, während Urlauber, die Übernachtungen gebucht haben, gern auch am 1. November noch anreisen durften und erst zum 5. November wieder abreisen müssen – die Logik müsste mir mal jemand erklären. Und da nehme ich mir einfach mal das Recht, bockig zu sein und mein Geld nach Schleswig-Holstein zu tragen.
Wie auch immer: Wir waren zum ersten Mal im Grand Hotel Atlantic und das kann ich durchaus empfehlen. Das ganze Gebäude atmet jede Menge Geschichte (bis auf einen wirklich hässlichen Anbau) und versprüht mächtig viel Grand-Hotel-Charme und der Tanzsaal ist einfach toll. Auch wenn zurzeit nicht getanzt werden darf. Die Bar ist gut sortiert, das Frühstück mit Blick aufs Meer war lecker und es war absolut leicht, anderen Gästen aus dem Weg zu gehen, selbst im Spa. Könnte daran liegen, dass trotz Herbstferien nicht viel los war, aber das kam uns gerade recht. Kurzum: Wir hatten eine tolle Zeit und ich freue mich wie Bolle, dass meine Kinder immer noch durchaus gern mit ihrer ollen Mutter verreisen :-)
Kaum wieder zuhause kam dann die Kunde vom Lockdown II. Ungefähr einen Tag lang war ich - nennen wir es etwas ungehalten, weil ich den Sinn der einen oder anderen Maßnahme nicht wirklich verstehe. Oder, um ehrlich zu sein, weil ich mich in meiner Komfortzone ein wenig gestört fühlte. Wollte ich doch im November ins Theater und für ein oder zwei Wochenenden an die Ostsee, regelmäßig schwimmen und ausgehen und überhaupt!
Nach kurzem In-mich-gehen war mir aber ziemlich schnell klar: Na und? Statt Ostsee genieße ich einfach das Wasser um mich herum und mache es mir hier schön. Theater ist großartig, aber Netflix und Apple-TV machen eingemummelt und mit Schokolade auch Spaß. Ich werde meine veganen Koch-Skills einfach mal erweitern und lerne vielleicht sogar, einen veganen Kuchen zu backen, der nicht klitschig ist. Statt zu schwimmen werde ich laufen und mich über den Park vor der Haustür freuen. Außerdem habe ich schonmal in zwei von drei Etagen die Fenster geputzt - das hasse ich wie die Pest, aber diesmal hat es fast Spaß gemacht. Außerdem habe ich das Boot ins Winterquartier geräumt, die Pflanzen auf der Terrasse winterfest gemacht und die ersten Weihnachtskugeln durften auch schon aus der Abstellkammer :-) Ich schätze, der November wird wesentlich besser als sein Ruf. Spätestens Mitte des Monats will ich alles, was ich für den großen Familien-Adventskalender brauche, hier haben und spätestens Ende November hätte ich gerne dann auch alle Weihnachtsgeschenke zusammen. Das wäre absoluter Rekord, denn normalerweise gehöre ich zu der Spezies Mensch, für die Weihnachten total überraschend kommt. Ich bin selbst gespannt, ob es klappt.
Ich möchte euch im November außerdem ein paar Einblicke in mein geliebtes Zuhause geben, denn immerhin wohne ich hier jetzt schon fast ein ganzes Jahr, alle Bilder hängen an der Wand, sämtliche Räume haben Lampen (das habe ich im Haus in knapp 20 Jahren nicht geschafft….) und ich fühle mich immer noch pudelwohl. Also könnten wir es uns ja gemeinsam kuschelig machen :-)
Liebe Grüße
Fran
P.S. Nach langem Überlegen und ganz viel Suchen habe ich außerdem endlich mein neues Fahrrad bestellt. Es wird – tadaaaa – ein E-Mountain-Bike. Vor einem halben Jahr hätte ich noch Stein und Bein geschworen, dass mir kein E-Bike ins Haus kommt. Aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Im nächsten Jahr habe ich eine Radtour über die Alpen geplant und drücke mir die Daumen, dass das klappt. Dass so ein Rad ganz schön lange Lieferfristen hat, habe ich auch gelernt. Mit ganz viel Glück kann ich in der letzten Woche des Jahres durch die Harburger Berge brettern. Ich freu mich :-)