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Unverhoffter Traumurlaub - Teil 1: Südtirol

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Eigentlich wollte ich in diesem Sommer nach Andalusien. Ich wollte den Caminto del Rey gehen. Ich wollte endlich wieder nach Granada. Und ich wollte eine Runde am Stand chillen. Ja nun. Ging nicht. Also reservierte ich kurzerhand zwei Wochen an der Ostsee. Aber je näher der Urlaub rückte, desto weniger Lust hatte ich auf Ostsee. Also musste eine Alternative her. Nur welche? Spanien und Frankreich fielen aus, England und Schottland auch. Dann war da das Kind, das dringend mal nach Süddeutschland wollte. Weil es halb Europa kennt und Thailand und Japan, aber Süddeutschland eben nicht. Auf verschlungenen Wegen kam Südtirol dazu.

Es wurde – trotz oder wegen Corona – einer der schönsten Urlaube meines Lebens. Mit unglaublich vielen, neuen Eindrücken. Mit jeder Menge Abenteuer und Erfahrungen, die ich ohne Corona nie gemacht hätte. Und mit einer wiederentdeckten Liebe zu Bergen.


Einige wenige Punkte waren fix: Die Dauer, des Urlaubs nämlich drei Wochen. Die erste Station in Südtirol. Und der Zeitpunkt, an dem ich das große Kind aus Würzburg abholen musste. Plus zwei Tage Regensburg, weil das Kind aus unerfindlichen Gründen unbedingt nach Regensburg wollte. Der Rest war flexibel. Ich hatte zwar Zimmer in einem Hotel am Bodensee reserviert, aber das war stornierbar. Als letzte Station war eigentlich die Burg Eltz vorgesehen. Daraus wurde dann etwas ganz anderes. Der Vorsatz: Flexiblel bleiben. Und an den haben wir uns gehalten :-)


Erste Station also Südtirol. Das liegt von Hamburg aus nicht unbedingt um die Ecke, also war der Start der Reise auf fünf Uhr morgens gesetzt *gäääähn*. Mit erstaunlich wenig Staus klappte die Ankunft gegen 17 Uhr wie geplant. In Südtirol war ich noch nie, lediglich an einem Tagesausflug mit meinen Eltern kann ich mich vage erinnern. Das Hotel in Jenesien oberhalb von Bozen hatte ein Bekannter empfohlen und er hat mit dieser Empfehlung absolut ins Schwarze getroffen. Genauso wie Süditrol selbst. Für einen Alpen-Neueinsteiger genau richtig :-) Der winzige Ort auf einem Hochplateau mit einem wahnsinnigen Blick auf die Rosengarten-Gruppe, auf das Latemar und auf Bozen ist einfach schön. So schön, dass mir bei der ersten Wanderung über ein benachbartes Hochplateau (nachdem die 400 Meter Höhenunterschied mit ziemlichem Schnaufen überwunden waren) ein „Das ist doch alles nicht echt, das haben die doch für Touristen gemacht“ entfuhr. Sanft gewellte, grüne Wiesen mit frisch frisierten Kühen, Heustadel, Wanderwege wie aus dem Bilderbuch und im Hintergrund ein paar Dolomitengipfel. Ich war hin und weg und hegte den leisen Verdacht, in einer Playmobil-Landschaft gelandet zu sein ;-)








Am zweiten Tag hatte mich das Wandervirus gepackt und in Ermangelung von „richtigen“ Wanderschuhen mussten die hohen Sneaker herhalten. Die haben den Job übrigens hervorragend gemeistert. Das Profil reicht, in den Dingern habe ich Halt und auf Felsen haben die Schuhe hervorragenden Grip. Das wurde allerdings erst später wichtig. Vorerst ging es durch Wälder, über Wiesen und manchmal auch über Stock und Stein. Eines nämlich war eher suboptimal: Die Ausschilderung der Wanderwege. Aber mit Münzenwurf an Weggabelungen und einem einigermaßen ausgeprägten Orientierungssinn ging auch das. Man kam nur nicht immer da an, wo man hinwollte. Macht nix, der Weg ist das Ziel :-)






Nach einigen Tagen Wandern musste ich dann natürlich auch eine E-Mountainbike-Tour ausprobieren. Normalerweise bin ich ja kein Fan von E-Bikes, weil die höchste Erhebung auf meinen normalen Radtouren der Elbdeich mit rund fünf Metern ist. Das schaffe ich noch ohne Untersützung :-) Einen Berg raufradeln dagegen - kein Chance. Da es im Hotel wirklich tadellose E-Mountainbikes gab (und ja, die waren hervorragend in Schuss und ihr Geld mehr als wert), habe ich mich mit leichtem Zweifel also diesmal elektrisch unterstützen lassen. Und was ich nie für möglich gehalten hätte: Ich hatte den Spaß meines Lebens. Also meistens. Als dieser Weg hinauf zu den Stoanernen Mandlnd plötzlich in einer sumpfigen Weide endete und ich bis zum Knöchel im Matsch stand, eher weniger *grins*. Aber eine kleine Wegkorrektur führte dann über lustige Pfade nach ganz oben, inklusive Begegnungen mit Kühen, von denen ich annahm, dass sie mich gern haben, die aber nur zu ihrer Wasserstelle wollten, mit Pausen in Almhütten, die den leckersten Milchkaffee des Jahres im Angebot hatten und mit unheimlich viel Spaß.







Ein Ausflug nach Bozen musste natürlich auch sein. Von Jenesien aus kann man in Richtung Bozen natürlich die Straße nehmen, die sich zum Hochplateau heraufschraubt. Man kann aber auch die kleine Seilbahn nehmen, die gut zehn Minuten unterwegs ist und atemberaubende Ausblicke auf Burgen, Weinberge und Felsen bietet. Ich habe natürlich die Seilbahn gewählt und die Fahrt trotz der Tatsache, dass ich und Höhe eigentlich keine Freunde sind, absolut genossen. Bozen dagegen nicht so sehr. Ja, die Altstadt ist wirklich hübsch. Die Architektur, die Lage, der Dom - toll. Aber es war irre voll und mir stand der Sinn weder nach Menschenmassen noch nach Shopping. Also habe ich mich einmal durch die Altstadt treiben lassen, bedauert, dass die Schlange vor dem Ötzi-Museum kilometerlang war, habe diverse Cafés getestet und beschlossen, dass mir das stille Jenesien besser gefällt.








Ach, und dann gab es da noch die Idee, die Dolomiten mal aus der Nähe zu betrachten. Also zumindest die weltberühmten Drei Zinnnen. Nicht dass ich vorher jemals von ihnen gehört hatte. Aber berühmt sind sie wohl trotzdem, auch wenn ich sie nicht kannte. Und weil nach ganz viel Wandern und noch mehr Radfahren sowieso eine Pause angesagt war, gab es also eine Tour per Auto in die Dolomiten. Die sind zwar im Prinzip gleich nebenan. Aber nebenan heißt in den Alpen noch lange nicht, dass man ruck-zuck da ist. Das musste ich irgendwie verdrängt haben. Egal. Auf zum Drei-Zinnen-Aussichtspunkt. Gucken reichte mir, raufklettern wollte ich ja nicht. Ungefähr drei Stunden und zahllose Bergdörfer später stand ich also an diesem Aussichtspunkt und guckte etwas ratlos. Welche der Berge drumherum sind denn nun die Drei Zinnen? Mit Hilfe anderer, ebenso ratloser Touristen haben wir das Rätsen zwar gelöst, aber ehrlich gesagt: So richtig beeindruckt war ich nicht.


Bis ich beschloss, auf dem Rückweg einen Schlenker über zwei Bergpässe zu machen. Ich hatte ja den Fernpass und den Brenner überlebt. Pah, was sollen mir dann zwei winzige italienische Pässe anhaben! Äh ja. Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber. Ich dachte etwa alle fünf Minuten, ich müsse gleich sterben, weil die Straße höllisch eng war, eine Leitplanke ebenso fehlte wie ein Mittelstreifen, der Abgrund neben mir ein paar Hundert Meter steil abfiel und man ständig das Weiße im Auge des Engegenkommenden Autofahrers sah. Aber die Panoramen, die hinter jeder Kurve warteten, waren jede Minute Todesangst wert. Ich hätte mich am liebsten einfach irgendwo für die nächsten Wochen niedergelassen und nur noch Berge geguckt. Das war der reine Wahnsinn und das absolute Kontrastprogramm zum lieblichen, grünen Jesenien. Felsen, schneebedeckte Gipfel und raue Natur, soweit man sehen konnte.







Und während ich noch den abendlichen Bick auf Bozen und die sommerlichen Abende auf dem Balkon genoss, stand fest: Die nächste Station der Reise wird da liegen, wo die Berge mindestens 3000 Meter hoch sind. Ein Blick auf Google Maps verriet, dass auf dem Weg nach Würzburg, wo ich einige Tage später Kind, groß, treffen sollte, das Timmelsjoch und das Ötztal liegen. Also habe ich fix ein Hotel in Sölden gebucht und mir gedacht: „Pah, den Pass schaffst du auch noch“. Äh ja. Mehr dazu im nächsten Teil.


Liebe Grüße

Fran



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