Ich hatte ja Glück. Ich durfte eine duale Ausbildung genießen. Lesen UND schreiben. Das erwähne ich gern mal, wenn wer-auch-immer mich beispielsweise nach meinem Namen fragt, obwohl ich ein Namenschild trage. Oder wenn jemand einen Wegweiser vor sich hat, aber lieber fragt als Buchstaben zusammensetzt. Oder, um es mal ganz platt zu sagen: Wenn jemand zu faul zum Lesen ist.
Ja, ich weiß. Lesen ist oldschool. Wozu gibt es schließlich Hörbücher und Fernsehnachrichten? Und hallo? Lesen ist ja mal todlangweiig. Im schlimmsten Fall gibt es in diesen dubiosen Büchern, die vor vielen Jahren mal total hip waren, nicht einmal bunten Bilder. Und Videosequenzen schon gar nicht! Da soll man sich Seite um Seite durch Bleiwüsten quälen und die eigenen Phantasie bemühen? Ich meine: Wozu werden in diesem Land denn bitte Regisseure und Schauspieler und Sprecher ausgebildet, wenn nicht dazu, mir diese mühevolle Arbeit abzunehmen?
Sinnerfassendes Lesen, das behaupten nicht nur Dutzende von Studien, sondern auch meine Freundin, die Pubertiere unterrichtet, gehört heute nicht mehr unbedingt zu den Kernkompetenzen des Nachwuchses. Zu denen der Menschen meiner Generation allerdings auch nicht, scheint mir. Da las ich dann kürzlich unter einem Blogpost, der Outfit-Bilder zeigte, dessen Text aber eine ziemlich heftige private Katastrophe der Bloggerin beschrieb, gleich mehrere Kommentare, die da sinngemäß lauteten „Wahnsinnig tolles Outfit, meine Süße“.
Äh ja. Kann man machen. Was gehen einen auch die privaten Katastrophen von Bloggern an? Bunte Bilder gucken ist viel netter und spart Zeit. Warum sollte man auch den Text dazu lesen? Macht man bei Instagram schließlich auch nicht. Nennt mich spießig, aber ich finde das doof. OK, meine Kollegen nennen mich gern „Queen of Bleiwüste“, weil meine Texte gern mal etwas länger sind. Aber es gibt glücklicherweise tatsächlich Menschen, die sogar Geld dafür bezahlen, meine Bleiwüsten zu lesen. Vermutlich haben die auch eine duale Ausbildung genossen und sind stolz drauf :-)
Wie auch immer - ich finde es verdammt schade, dass die Kunst des Lesens im Niedergang begriffen ist. Und das nicht nur, weil mein Beruf als Zeitungsredakteurin daran kaputt geht. Sondern weil eine ganze Menge klassische Bildung damit stirbt. Klar kann man sich die Kurzfassung eines Faust auch bei YouTube angucken, in der Version, die mit Playmobil-Männchen inszeniert wurde. Machen Tausende von Oberstufenschülern so und bauen damit erfolgreich ihr Abi. Ich finde es trotzdem doof. Vielleicht bin ich aber auch nur ein Dinosaurier und sterbe demnächst aus :-)
So, und damit die Fans bunter Bildchen heute trotzdem etwas zu gucken haben, gibt es immerhin ein buntes Kleid. Der gelbe Pullover dazu ist ein Experiment. Ich mag Gelb und vor allem mag ich senfgelb. Das hängt zur Zeit tonnenweise in den Läden. Um rauszufinden, ob ich Gelb aber tatsächlich trage oder besser weiterhin aus der Ferne anhimmeln sollte, habe ich erstmal zum simplen Hoodie gegriffen. Hoodies gehen immer und wenn Gelb doch nicht der Weisheit letzter Schluss war, taugt das Ding immer noch zum Sport. Damit das Ganze noch eine Spur bunter wird, gibt es eines meiner Lieblingskleider dazu, das wunderbar in diesen sonnigen Herbst passt.
Was meint ihr? Nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Thema Senfgelb?
Liebe Grüße
Fran