Herrje, ich habe die September-Sau vergessen! Vor lauter Urlaub und sonstigen Terminen habe ich sie glattweg verschwitzt. Und nein, es waren keine wahnsinnig wichtigen Blogger-Termine, keine tollen Einladungen zu noch tolleren Präsentationen von super-duper-tollen Beauty-Essentials oder bahnbrechender Mode. Es waren so profane Termine wie der Kulissenbau für ein grandioses Theaterstück, in dem ich demnächst mitspiele. Deshalb wird es vermutlich doppelt grandios. Hoffe ich. Wenn ich nicht meinen Text vergesse…
Aber zurück zur Sau :-) So ein richtig dickes Schwein wurde in den letzten Wochen eigentlich gar nicht durch die Blogger-Welt getrieben. Es waren eher Ferkel, die durch die Straßen gejagt wurden. Vermutlich liegt da an den Nachwehen des grandiosen Sommers. Ich habe keine Ahnung, ob der schönste Sommer seit langem dazu beigetragen hat, dass Blogs weniger gelesen wurden. Aber es scheint mir, dass viele Blogger den Sommer eher offline genossen und weniger gepostet haben. Oder ich habe, weil ich meine Abende draußen auf der Terrasse anstatt am Rechner verbracht habe, die Schweinderl verpasst, als sie vorbeigetrieben wurde. Möglich wäre auch das.
Aber jetzt ist er da, der Herbst und mit ihm kommt das erste Ferkelchen. Denn der Herbst ist in Bloggerkreisen scheinbar zwanghaft verbunden mit dem Wort „kuschelig“. Gefühlt habe ich das Wort in den letzten Wochen drölfzigtausend Mal gelesen. Und ich will ehrlich sein: Ich kriege Schreikrämpfe, wenn ich es nochmal lese. Die Bloggerwelt scheint seit dem Sommer ein echtes Kuschel-Defizit mit sich rumzutragen. Klar, Kuscheln ist bei 35 Grad im Schatten echt schweißtreibend. Da lässt man Kuscheldecken im Korb und Kuschelpullover im Schrank. Wenn dann die Temperaturen unter 20 Grad fallen, wird plötzlich gekuschelt, als wenn es kein Morgen gäbe. Fast bin ich froh, dass ich zu geschätzten 70 Prozent auf Blogs von Frauen über 40 lese. Nicht auszudenken, wieviel Nachwuchs ansonsten in neun Monaten nach diesem Dauergekuschel zu erwarten wäre!
Und was gehört zu „kuschelig“ fast automatisch dazu? Na klar, der Kaschmirpullover Während Erna Mustermann bei 18 Grad und Sonnenschein ihre Tage noch in T-Shirt und Jeansjacke verlebt, packt der Blogger seinen kuscheligen Kaschmirpullover aus. Ohne geht nix. Ich kriege ehrlich gesagt im Moment noch Schweißausbrücke beim Gedanken an Kaschmirpullover. Meine Kuscheldecken befinden sich auch noch in Wartestellung und da bleiben sie hoffentlich bis November. Aus mir wird nie ein kuscheliger Influencer…
Neben dem kuscheligen Kaschmirferkel ist außerdem das Superlativ-Ferkel unterwegs. Dass wir Blogger toll sind, ist eh klar. Aber genau genommen sind wir gar nicht nur toll, sondern echte Superlative. Wir führen das schönste Leben mit höchstem Genuss und versprühen täglich die allerbeste Laune. Genau genommen sind wir die glücklichsten Wesen auf dieser Erde - natürlich mit den kuscheligsten Pullovern. Ein schöner Tag reicht uns nicht mehr. Es sollte mindestens der schönste Tag sein. Genuss ist nicht genug, wenn es nicht der höchsten Genuss ist. Manchmal frage ich mich, wo wir landen, wenn uns die Superlative mal ausgehen.
Klar, wir Ü50-Frauen sind ja auch fest davon überzeugt, dass das Beste noch kommt. Außer mir. Das hieße nämlich in meinen Augen, dass das, was bisher so in meinem Leben passierte, nicht reicht. Stimmt gar nicht. Mein Leben war bis hierhin schon ziemlich toll. Keine Aneinanderreihung von Superlativen. Aber eines, das ich ohne zu zögern noch einmal leben würde, wenn ich die Wahl hätte. Drauf zu warten, dass das Beste noch kommt würde mich vermutlich echt nervös machen. Was, wenn ich es durch einen blöden Zufall verpasse? Och nö. Da sorge ich doch lieber dafür, dass ich jeden einzelnen Tag genieße, als dass ich noch jahrelang auf das Beste warte.
Superlative brauche ich dafür gerade nicht. Die finde ich eher anstrengend ;-)
Liebe Grüße
Fran