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Taschenliebe

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Wer jetzt eine Hohelied auf Designertaschen von nicht ganz so teuer bis richtig teuer erwartet, sollte vielleicht gleich wegklicken. Das kann ich leider nicht liefern. Stattdessen gibt es Überlegungen, warum ich scheinbar anders bin als viele Andere. Denn, das kann ich nach einigen Jahren des Experimentierens schon mal sagen, große Namen geben mir nichts.


Als Ausgleich habe ich gerade etwas getan, was ich noch nie getan habe. Ich habe mir eine Tasche in zwei Farben gekauft. Die gleiche Tasche, einmal in schwarz (das war das Exemplar, das zuerst hier landete) und einige Wochen später die gleiche Tasche in hellbraun. Und ich bin verdammt glücklich mit den beiden. Das ist gleich in zweifacher Hinsicht erstaunlich, denn die Tasche ist - klein. Ich, die ich viele Jahre lang am liebsten einen Trekkingrucksack mit mir herumschleppte, in dem ich mein halbes Leben unterbringen konnte, komme jetzt mit einer für meine Verhältnisse kleinen Tasche aus.





Da passen die nötigsten Dinge rein. Portemonnaie, Kartenetui, Schlüssel, Handy, Taschentücher, Brillenputztuch, Maske, Mini-Notizbuch und Kugelschreiber, Lippenstift und für den Fall der Fälle eine klein gefaltete Einkaufstüte. Fertig. Im Sommer bringt das gute Stück noch eine Sonnenbrille unter. Dann ist aber wirklich Schluss. Inzwischen habe ich gelernt: Das reicht. Mehr brauche ich an den meisten Tagen nicht.





Und falls ich doch Laptop, Notizbücher, Schreibzeug (eine gewisse Anzahl von Kugelschreibern muss schon sein…) und Arbeitsmaterialien mitnehmen muss, kommt das in einen gesonderten Rucksack und fertig. Der wird dann nötigenfalls irgendwo sicher deponiert. Mit dem neuen Job kein Problem mehr. Ich muss nicht mehr alles dabeihaben, weil ich noch während einer Sitzung schreiben muss.


Kurz nach Weihnachten habe ich bei meinem Lieblings-Klamottendealer eine Tasche entdeckt, die mich sofort anlächelte. Klein, schwarz und aus wunderbar weichem Leder. Sie war zwar mit „Bauchtasche“ tituliert, getragen wird sie aber Crossbody. Genau meins. Ich mag Schultertaschen nur dann, wenn sie Rucksack heißen. Eine Tasche über einer Schulter zu tragen scheitert in der Regel an meinen Schultern, die scheinbar übermäßig abschüssig sind. Taschen rutschen da gerne gleich wieder runter. Crossbody mag ich dagegen, das belastet auch nicht so einseitig.


Anfangs habe ich noch befürchtet, dass die Tasche zu klein ist. Aber nein, sie ist absolut ausreichend. Also habe ich mir Anfang Februar das gleiche Modell in hellbraun gekauft und bin gerade wunschlos glücklich :-)


Und ja, ich habe es zwischendurch selbstverständlich mit einer sehr teuren Tasche versucht. Wenn schon, denn schon, habe ich mir vor knapp zwei Jahren gedacht und mir eine Chanel-Tasche gekauft. Die ist wirklich schön und ich mag sie. Rein theoretisch. Aber sie ist schwer. Und irgendwie ist sie - unpraktisch? Ich dachte mir beim Kauf, dass ich einfach mal wissen will, wie sich das anfühlt. Wertet eine solche Tasche tatsächlich irgendwas auf? Fühlt man sich irgendwie anders, wenn man eine Tasche im Wert von mehreren Tausend Euro ausführt? Ist das mit der Qualität wirklich so entscheidend, dass ein Designerlabel her muss?


Tja, was soll ich sagen? Für mich trifft all das nicht zu. Ich fühle mich mit der Chanel-Tasche keinen Deut anders als mit einer günstigen Tasche ohne Label. Irgendwas, was meine Outfits „aufwertet“, brauche ich nicht. Entweder ich fühle mich in einem Outfit wohl oder eben nicht. Und dass Taschen gleich ganze Menschen aufwerten - daran habe ich eh nie geglaubt ;-) Mein ganz persönliches Fazit: Ich brauche das gute Stück eigentlich nicht. Um sie jeden Tag zu benutzen ist sie mir persönlich zu schwer und es ist mir furchtbar egal, ob ich mit Designerlabel unterwegs bin oder eben nicht. Qualitativ gute Taschen gibt es auch ohne Label und zu einem Bruchteil des Preises.


Vermutlich gibt es in Sachen Taschen so viele Meinungen wie Menschen. Meine steht nach knap zwei Jahren zumindest vorläufig fest: ich brauch Chanel und Co nicht. Mir sind meine zwei Neuerwerbungen um Längen lieber. Trotz oder gerade wegen der Tatsache, dass kein Designerlabel drauf prangt.


Vielleicht bin ich merkwürdig. Das mag sein. Aber für mich steht fest: Ich werde wohl in diesem Leben keine so teure Tasche mehr kaufen. Die, die hier lebt, lebt inzwischen fast ausschließlich in ihrem Staubbeutel und weint vermutlich vor sich hin. Ich hab sie schon den Kindern angeboten, aber die wollten sie nicht. Pffft. Undankbare Brut!


Derweil freue ich mich über meine beiden Neuerwerbungen wie ein Schneekönig. Vielleicht sehe ich das in zwei Jahren schon wieder komplett anders. Aber im Moment wäre mir danach, alle anderen Taschen rigoros auszusortieren und vielleicht noch die beiden und zwei bis drei Rucksäcke zu behalten. Aber eins ist klar: Taschenliebe mache ich nicht am Label fest. Und gewissermaßen bin ich ziemlich froh darüber.


Liebe Grüße

Fran



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