Quantcast
Channel: Fran-tastic! Leben, Mode und mehr Ü50
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1041

Fragen Sie Fran: Darf man das, wenn gar nicht so weit weg Krieg herrscht?

$
0
0


Wie muss man sich in den sozialen Medien verhalten, wenn in Europa ein Krieg ausbricht? Diese Frage treibt den gemeinen Influencer um, seit der irre russische Präsident entschieden hat, dass er mal eben die Ukraine überfällt. Darf man angesichts eines Krieges in Europa Werbung für Dinge machen, die kein Mensch braucht? Darf man einfach so weitermachen mit Hauls und Rabattcodes, wenn gar nicht so weit entfernt Menschen sterben oder alles, was sie hatten, verlieren und flüchten? Das hat ja mal auch schlechten Einfluss auf die Vibes, ey. Und überhaupt ist der gemeine Influencer vielleicht viel zu sensibel für ein solches Thema. Er MUSS sich ausschließlich mit positiven Inspirationen beschäftigen, wegen mental health und so.


Gute Nachricht: Man darf das so halten wie man das möchte. Es gibt keine Social-Media-Polizei, die Werbung in Kriegszeiten verbieten könnte. Jeder darf mit dem Krieg in der Ukraine umgehen wie er es für richtig hält oder wie sein Kontostand befiehlt.


So wie im normalen Leben. Da darf man nämlich auch - Überraschung - sich für einen Krieg in einem Land hinter Polen einen Dreck interessieren. Da darf man Nachrichten aller Art boykottieren, weil die einem die Laune vermiesen und da dürfen einem die perfekt manikürten Nägel wichtiger sein als irgend so ein Krieg. Das ist nicht strafbar, weder in der virtuellen noch in der realen Welt.


Was es allerdings im normalen Leben gibt, sind Menschen, die das doof finden. Und die einem das vielleicht sogar mitteilen. Freunde etwa oder Kollegen tendieren durchaus dazu, so etwas zu tun.


Wenn die vielleicht anregen, eine Spendenaktion zu starten oder gemeinsam zu einer Demo zu gehen und man sagt ihnen sowas wie „Och, du, das interessiert mich jetzt so überhaupt nicht, das ist mir viel zu negativ“ oder „Da bin ich echt nicht der Typ dafür“, dann könnte es durchaus sein, dass man verbale Kritik erntet.


Das ist übrigens auch nicht verboten. Der eine hat das Recht, den Krieg zu ignorieren und ein anderer hat das Recht zu sagen, dass er das blöd findet.


Nur in den sozialen Medien, da ist das anders. Da sollte man sich mit solcher Kritik bitteschön zurückhalten. Da legt der gemeine Influencer zwar viel Wert darauf, eine wahnsinnig tolle Community mit lauter Herzensmenschen und Freundinnen zu haben. Aber wehe, die schreiben, dass sie das jetzt irgendwie unpassend finden. Dann ist ganz schnell Schluss mit der Freundschaft.


Das ist nämlich nicht Kritik, sondern Hate. Und wer hatet, der möge bitte einfach nicht hinschauen.Kennen wir ja alle, seitdem wir zwei Jahre alt waren: Was man nicht sieht, ist nicht da :-)


Und weil man eben positiv inspirieren möchte, regnet es weiter Rabattcodes für so ziemlich alles und Fashion-Hauls, als gäbe es kein Morgen. Oder zumindest keinen Krieg. Ich erwischte mich kürzlich tatsächlich bei der Frage, ob es auch bei einem Einmarsch in Deutschland noch Insta-Stories über Nagellack geben würde…


So ein kleines bisschen bin ich froh, dass in der Klinik striktes Handyverbot herrscht. Das heißt für mich, dass ich Instagram allerhöchstens am Abend meine Aufmerksamkeit widmen kann. Und da beschäftige ich mich ehrlich gesagt lieber mit anderen Dingen. Und ja, unter diesen Dingen sind auch die aktuellen Nachrichten.


Vor „negativen Vibes“ habe ich keine Angst und Empathie halte ich für eine wichtige Sache. Zu spenden - ob Zeit, Dinge, Wohnraum oder schlichtweg Geld - halte ich für selbstverständlich, wir sitzen hier nämlich in einem sicheren, trockenen und vor allem warmen Nest. Wer sich das nicht leisten kann oder mehr tun will, kann in fast jeder Stadt zurzeit für die Menschen in der Ukraine auf die Straße gehen.


Ok, man kann sich natürlich auch auf ein hübsches Foto von einem Friedenstäubchen in seinen Instagram-Stories zwischen Nagellack und Nahrungsergänzungsmitteln beschränken und weitermachen wie zuvor. Mein Fall sind solche Menschen eher nicht. Die gefährden nämlich MEINE mental health.


Liebe Grüße

Fran


P.S. Wer wissen möchte, wie das mit Instagram in politisch brisanten Zeiten richtig geht, für den habe ich schon im vergangenen Jahr eine kleine Anleitung geschrieben. Selbstverständlich voll seriös. Kennt ihr ja.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1041

Trending Articles