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Unverhoffter Traumurlaub - Teil 2: Sölden

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Nach einer Woche Südtirol ging es als weiter. Ich hatte noch vier Tage, bevor ich mit dem großen Kind in Würzburg treffen wollte. Sölden liegt, großzügig interpretiert, zwischen Bozen und Würzburg. Und ist umgeben von „richtig hohen Bergen“. Also nix wie hin.

Man muss lediglich übers Timmelsjoch. Und weil ich ja inzwischen zwei italienische Bergpässe überlebt hatte, war das Timmelsjoch ja ein Klacks. Dachte ich. Zumal ich nicht raufgehen musste, sonder das Auto mich rauftragen würde. Ja nun, falsch gedacht. Ich wäre auf der italienischen Seite etwa ein Dutzend Mal fast gestorben während der Fahrt. Hübsch enge Straßen, auf denen man an einigen Stellen tunlichst keine Gegenverkehr haben sollte, sofern der breiter ist als ein Kleinwagen. Auf der Talseite geht es auch schon mal ein paar Hundert Meter steil runter. Und Leitplanken sind selbstverständlich überflüssig. Das Dumme: Wieder umkehren und runterfahren hätte die Sache nicht besser gemacht. Also Augen zu und durch.




Die österreichische Seite ist dagegen dann wirklich ein Klacks. Da sind die Straßen breit und Leitplanken gibt es auch :-) Und außerdem winkte unten ja schon Sölden. Wo ich vorher übrigens noch nie war. Sölden ist eigentlich ein wirklich hübsches Dorf. Der Wintersport-Rummel ist ihm allerdings deutlich anzusehen. Immerhin sind sämtliche Table-Dance-Bars und Ötzis Tanzstadel im Sommer geschlossen ;-) Abgesehen davon war das Hotel ein echter Glücksgriff. Ein wunderbares Zimmer samt Schaukelstuhl (!), ein großartiger Spa-Bereich mit Innen- und Außenpool. Was will man mehr?







Abgesehen davon kann man von Sölden aus mit der Ötztal-Card, die im Hotelpreis inbegriffen war, ungefähr drölfzig Bergbahnen nutzen, die einen in Windeseile auf etwa 2000 Meter bringen und von dort kann man nach Herzenslust loswandern. Und das war so genial! Hatte ich schon in Südtirol meine jahrzehntelang verschüttete für Bergouren ausgebuddelt, war ich in Sölden endgültig angefixt. Es ging hoch und runter, zum Gletscher, zu allen möglichen Almhütten, durch riesige Felder mit Alpenrosen, über Felssteige zu kleine Bergseen und war einfach herrlich!

So herrlich, dass wir beschlossen, den Bodensee, der eigentlich als nächstes größeres Etappenziel folgen sollte, gegen eine weitere Woche Sölden einzutauschen. Und auch das Kind war begeistert. Vor allem von den Kühen. Jede einzelne musste gestreichelt werden. Das hielt uns zwar bei der einen oder anderen Wanderung ein klein wenig auf, weil es auf den Almen Dutzende von Kühen gab, aber Kühekraulen ist in Norddeutschland eben nur bedingt möglich. Außerdem ist das Tiroler Grauvieh viel dekorativer als eine schwarbunte norddeutsche Kuh ;-) Selbst Murmeltiere haben wir gesehen. Die wollten merkwürdigerweise gar nicht gekrault werden.



















Schon in den ersten Tagen in Sölden hatte mich die Begeisterung fürs Downhill-Radeln gepackt. Für Radfahrer gibt es dort jede Menge spezielle Trails, auf denen sie den Berg runterflitzen. Und das sah eigentlich gar nicht so schwierig aus. Also stand für mich ziemlich schnell fest: Das muss ich ausprobieren. Wie gut, dass es im Hotel einen Downhill-Crack gab, der den Hotelgästen die Grundzüge des Downhill beibrachte. Das Kind erklärte mich zwar für völlig bescheuert, machte aber mit. Also Rad und Schutzausrüstung geliehen und ab in den Bikepark zum Üben! Ja, was soll ich sagen: Das sieht zwar absolut easy aus und solange man sich im Tal im Übungspark befindet, ist auch alles schön. Wenn es dann echte, saumäßig enge Serpentinen über Stock und Stein bergab geht, ist das dann allerdings ganz plötzlich ganz anders. Ich hab echt meinen Mut zusammengenommen, bin aber gleich zweimal an den Serpentinen gescheitert und habe mich wunderhübsch „gemault“, wie das Kind es ausdrückte. Fährt man nämlich zu schnell durch die Serpentine, trägt es einen raus. Fährt man zu langsam, fällt man einfach um. Ich habe beide Variannten ausprobiert :-) So peinlich es also auch ist: Ich bin schon am Übungstrail gescheitert und habe dann auf die Abfahrt aus 2000 Metern verzichtet. Das Kind, das morgens eigentlich so gar keine Lust hatte, hat es dagegen geschafft - stolz wie Bolle. Sie ist zwar mit diversen Schürfwunden, aber lebendig wieder unten angekommen. Hm. Diese Schande kann ich nicht wirklich auf mir sitzen lassen. Ich plane das anständig zu lernen und es ihr bis im nächsten Sommer nachzutun.







Dass es dann nämlich wieder in Richtung Berge geht, steht längst fest. Es gibt da noch ein paar Wege, die ich unbedingt noch gehen will. Und ein paar Kühe, die noch nicht gestreichelt wurden. Und natürlich die Dowhill-Trails, die ich unbedingt doch noch schaffen will. Abgesehen davon habe ich ja in eine Trachten-Lederhose investiert, die dringend mal wieder in ihre Heimat will :-)

Es ist schon irre. Nachdem ich mit meinen Eltern ungefähr 15 Jahre lang jedes Jahr Bergurlaub gemacht hatte, war ich fertig damit. Ich fand Wandern doof und bergauf wandern noch viel doofer. Und in diesem Jahr kam nicht nur das Gefühl, dass das mitnichten doof ist, sondern wahnsinnig viel Spaß macht, sondern es kamen auch Tonnen an Erinnerungen zurück: Von dieser unglaublichen Euophorie, die einen erfasst, wenn man einen Hang geschafft hat, den man sich kaum zugetraut hätte, von Pausen an kristallklaren Bächen, in deren eiskaltes Wasser man die müden Füße steckt und die Sonne genießt, von urigen Almhütten und wahnsinnigen Ausblicken. Ganz so Berg-verrückt wie meine kleine Schwester, die in der vorletzten Woche sowohl auf den Großglockner als auch auf den Großvenediger gestiegen ist, werde ich in diesem Leben vermutlich nicht mehr. Aber künftig werden Berge und Meer in Konkurrenz treten, fürchte ich. Und inzwischen schließe ich auch nicht mehr aus, dass ich mich noch irgendwann in meinem Leben auf Skier stelle…


Liebe Grüße

Fran


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