Ich habe ein bisschen Angst. Überall tauchen gerade vermehrt Kaschmirpullover auf, während ich noch längst nicht bereit bin, den Spätsommer ziehen zu lassen. Vermutlich rede ich Ende November noch immer davon, dass ja im Prinzip erst Spätsommer ist und der Winter noch ganz weit weg ;-) Also trage ich im Moment meine weiße Jeans rauf und runter - man weiß ja nie, wann der große Herbstregen kommt, der das Tragen von weißen Hosen unmöglich macht. Und weil zum Spätsommer genauso wie zum Frühling seit meinem 20. Lebensjahr eine Jeansjacke gehört, habe ich mir einfach mal ein Zweitexemplar in blau gegönnt.
Aber zurück zum November. Da mache ich mir über weiße Hosen und Spätsommer in diesem Jahr vermutlich null Gedanken, denn dann sind die weißen Hosen vermutlich längst in irgendeiner Umzugskiste verschwunden :-) Wer mir auf Instagram folgt, dürfte es mitbekommen haben: Ich ziehe um. Aus Landei wird Stadtpflanze. Wir haben unsere Traumwohnung in Hamburg gefunden!
Und dabei habe ich eines gelernt: Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere Tür ganz plötzlich sperrangelweit. Die Suche nach einer Wohnung dauert schon einige Monate. Dass ich hier, auch wenn es wirklich schön ist und mittendrin in der Natur, nicht ewig wohnen möchte, war immer klar. Landleben ist toll, vor allem mit Kindern. Die durften hier in der Pampa groß werden, dabei laut sein, sich einsauen, auf Erkundungstour gehen, Abenteuer erleben und einmal sogar ins Eis einbrechen… Aber das war eine andere Geschichte. Aber alt werden möchte ich hier einfach nicht. Ich habe in den letzten Jahren erfahren, was es heißt, wenn man alt wird und zu sehr an der Scholle hängt. Das möchte ich für mich nicht. Abgesehen davon habe ich bisher nie an irgendeiner Scholle gehangen. Als wir das Haus vor vielen Jahren gekauft haben, war klar, dass das keine Entscheidung für die Ewigkeit ist. Versteht nicht jeder, ist aber so.
Kind, groß, ist ausgezogen und lebt glücklich und zufrieden in ihren eigenen vier Wänden. Kind, klein, wird wohl noch ein paar Jahre bleiben – zumindest während es studiert – aber auch da ist absehbar, dass es irgendwann auf eigenen Füßen steht. Was wäre ein besserer Zeitpunkt, als Nägel mit Köpfen zu machen? Kein Haus mit großem Garten sollte es also sein für die nächsten 15 bis 20 Jahre, sondern eine Wohnung in Hamburg. Die Minimalanforderungen: Genügend Platz, eine Terrasse, die groß genug ist, um es sich dort im Sommer gemütlich zu machen, niemand, der über mir wohnt und Blick auf Wasser. Für Letzteres habe ich von Kind, klein, reichlich irritierte Blicke geerntet, aber das war nun mal das, was ich wollte.
Das hatte ich im August eigentlich auch gefunden. OK, nicht im bevorzugten Stadtteil. Aber in eben diesem bevorzugtem Stadtteil sind Wohnungen in der gesuchten Größe etwa so selten wie Nadeln im Heuhaufen. Abgesehen davon war es auch nur ein ganz kleiner Teil des bevorzugten Stadtteils, in dem ich wohnen wollte. Eigentlich hatte ich sogar schon das Haus im bevorzugten Stadtteil ausgemacht. Aber da etwas zu finden ist ungefähr so selten wie ein Sechser im Lotto samt Zusatzzahl. Mit Realitäten muss man auch leben können. Also hatte ich im zweitliebesten Stadtteil gesucht und gefunden. Dumm nur, dass der Makler jemanden fand, der die Wohnung bereits einen Monat früher haben wollte als ich. Ich saß gerade in Danzig beim Milchkaffee, als ich die Mail mit der Absage bekam und ich war wirklich reichlich stinkig.
Also habe ich unter dem Motto „Dem zeig ichs“ das Immobilienportal aufgerufen und, weil ich es ihm ja auch richtig zeigen wollte, meinen Lieblingsstadtteil eingetippt. Und was sehe ich? Eine Wohnung in genau dem Haus, das ich mir vor langer Zeit ausgeguckt hatte. Groß genug. Niemand über mir. Eine große Terrasse und zusätzlich ein großer Balkon. Nicht nur Blick auf Wasser, sondern eine Terrasse auf dem Wasser. *quiek*
Makler angerufen, Besichtigungstermin geklärt, angesehen und „ja“ gesagt. Demnächt wird umgezogen :-) Ok, bis dahin ist noch ein Haus zu verkaufen und ganz viel zu entrümpeln. Aber sie ist es, die Traumwohnung!
Das Viertel kenne ich zwar seit Jahren, aber die Cafés und vor allem die Qualität von Milchkaffee und Käsekuchen musste ich am vergangenen Wochenende natürlich dringend noch einmal testen. Und weil die Sonne schien und das Wetter ganz laut „Spätsommer“ rief, durfte die weiße Jeans nochmal ran. Und die Zweit-Jeansjacke :-) Und weil Spätsommer eben leider kein Sommer mehr ist, auch noch der Hoodie. Aber eigentlich, eigentlich habe ich die ganze Zeit verliebt das Haus angeguckt, in dem ich demnächst wohne.
Bleibt also dran, wenn es hier demnächst heißt: Fran entrümpelt (da wären ein Dachboden und ein Keller und ungefähr drölfzig Schränke, es gibt also massig unstylishe Bilder von mir mit staubbedecktem Haupte) und wird vom Landei zur Stadtpflanze :-)
Liebe Grüße
Fran