Bittersüß - das ist wohl die richtige Bezeichnung für den vergangenen Monat. Die erste Hälfte bitter, die zweite Hälfte süß. Ein Kontrastprogramm, das ich mir in dieser Form ganz sicher nicht gewünscht habe, aber das Leben hat es eben geliefert.
Ich weiß, für einen Blogger gehört es sich eigentlich, dass er in einem Monatsrückblick über den schönsten Monat seines Lebens schreibt, die wundervollsten Momente und die meisten Superlative erlebte. Ihr kennt das alle. Das wäre im August bei mir ja vielleicht auch der Fall gewesen. Schließlich ist das mein Geburtsmonat und damit ist er prädenstiniert dafür, einfach wunderschön zu sein. Es kam anders.
Mit Superlativen kann ich allerdings dienen. Es war der wohl traurigste Monat des Jahres. Am 1. August gab es schon am Vormittag eine Nachricht, die ich lieber nicht bekommen hätte. Ein Mensch, den ich sehr lieb gehabt habe, war in der Nacht mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ziemlich schnell war klar: Diese Erkrankung war nicht lebensbedrohlich, sondern ein Todesurteil. Fast zwei Wochen dauerte der Kampf. Fast zwei Wochen, die unheimlich schwer waren für alle, die diesen Menschen in den Tod begleitet haben. Fast zwei Wochen, in denen wir alle wussten, was kommt.
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Der Blick aus dem Krankenhausfenster. So lange habe ich wohl noch nie am Stück aus einem Fenster gesehen. |
Ich weiß, das Thema ist blogtechnisch etwas, was man lieber verschweigt. Denn wir leben ja – vor Glück fast zerplatzend – ewig und der Tod gehört ganz sicher nicht zu unseren Leben. Der ist negativ besetzt, total unattraktiv und voller bad vibes. Also kommt er schlichtweg nicht vor. Blöderweise hält sich das Leben nicht an die Blogger-Realität. Das Leben geht eigene Weg. Meines auf jeden Fall.
Und wenn ich Euch einen guten Rat mit auf den Weg geben darf, dann diesen: Kümmert Euch um eine Patientenverfügung. Wenn dieser Mensch, den ich beim Sterben begleitet habe, nämlich keine gehabt hätte, dann hätten die Ärzte dafür sorgen müssen, dass er weiterlebt - ungeachtet dessen, was „leben“ in diesem Moment noch bedeutet. „Leben“ mit ständigen Schmerzen, unfähig sich mitzuteilen, unfähig sich zu bewegen, unfähig all dessen, was bis dahin ein Leben ausmachte. Die Patientenverfügung hat diesen Menschen davor bewahrt.
Es war ein mieses, hartes und langsames Sterben und das eine oder andere Mal habe ich mich gefragt, ob das so richtig ist oder ob man nicht doch lieber auf ein Wunder hoffen sollte. Nur: Wunder passieren nicht, wenn man sie gerade mal braucht. Und deshalb war es richtig so. Wie sehr habe ich mir in diesem knapp zwei Wochen gewünscht, dass es mehr Hospize gibt, in denen man friedlicher sterben darf. Aber es gibt nicht genügend in diesem Land. Eine Sache, für die es sich zu engagieren lohnt.
Ich habe überlebt, ob es richtig war, genau in diesem Moment für ein paar Tage an die Ostsee zu fahren. Geplant war der Trip schon lange. Und ich habe es getan und es war richtig. Ein Wochenende lang durchatmen anstatt im Krankenhaus zu sitzen war eine gute Entscheidung. Auch wenn die Gedanken fast pausenlos anderswo waren.
Ja, und dann war da noch mein Geburtstag. Der war letzendlich unwichtig. Ich hoffe, ich darf noch einige Geburtstage feiern und die werden dann auch wieder fröhlicher. Immerhin hat Kind, klein, einen wirklich tollen Geburtstagskuchen gezaubert und diese beiden Gestalten auf dem Kuchen, die Euch vielleicht albern erscheinen, wecken wunderschöne Erinnerungen. Ablenkung gab es außerdem bei der Vorbereitung zur Basketball-WM in Hamburg, wo ich mit der deutschen Mannschaft mitfiebern durfte.
In der zweiten Monatshälfte also Kontrastprogramm. Schon vor Monaten hatte ich den Sommerurlaub geplant. Nicht Sommer, Sonne, Spanien sollte es diesmal sein, sondern Sommer, Sonne, Ostsee. OK, ich gebe zu, das mit Sommer und Ostsee ist riskant. Aber es hat geklappt - auf jeden Fall bis jetzt. Die Entscheidung, erstmals in meinem Leben nach Polen zu fahren und Danzig anzusehen, war goldrichtig. Danzig ist eine wunderschöne Stadt. Zwischenstation habe ich in Stettin gemacht und auch Stettin ist definitiv eine Reise wert. Genauso wie die Ostseeküste in Polen. Ich habe mich ein bissvchen in dieses Land verliebt. Wer mir auf Instagram folgt, hat schon einige Danziger Impressionen genießen dürfen. Für den Rest kommt demnächst noch ein ausführlicher Post zu dieser tollen Stadt.
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Erstmal Stettin mit seinem wunderschönen Palast... |
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... und einem Kulturfestival mit großartige Tänzern. |
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Während anderswo scheinbar schon der Herbst ausbrach, war in Danzig Sommer. Richtiger Sommer mit 30 Grad. |
Nach ganz viel Sightseeing und Treibenlassen in Danzig war ich einige Tage auf Rügen und habe die letzten Sommertage noch einmal so richtig genossen. Und auch wenn die Ostsee verglichen mit dem Mittelmeer echt a****kalt ist, habe ich mich überwunden und doch reingetraut :-) War übrigens toll und nach einer Schrecksekunde gar nicht mehr sooo kalt.
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Und auch auf Rügen: Sommerkleidwetter bis nachts. |
Und wie das so ist, habe ich zwar vor dem Urlaub gedacht, dass ich gaaaaanz viel Zeit habe, um gaaaanz viele Blogposts zu schreiben. Die hatte ich dann irgendwie doch nicht und ich fürchte, das ändert sich auch in der letzten Urlaubswoche nicht, die ich in Kühlungsborn verbringe. Oder vielleicht doch? Wir werden sehen :-)
Ach ja, DAS wollte ich Euch auch nicht vorenthalten: Es gibt endlich wieder Lebkuchen! Auf Rügen war es schon Ende August soweit. Lebkuchen bei 30 Grad - was kann es Schöneres geben? Äh ja. Vieles. Ein paar Spekulatius allerdings habe ich mir schon genehmigt….
Liebe Grüße
Fran