Ich glaube, ich habe Euch schon einmal erzählt, dass ich Friedhöfe mag. Der eine oder andere mag das merkwürdig finden. Dürft ihr. Ich mag sie trotzdem. Zum einen mag ich sie, weil Beerdigungsriten in anderen Ländern schlicht anders sind als hierzulande und ich gern möglichst viel über mein Reiseland erfahre. Zum anderen haben Friedhöfe eine ganz besondere Stimmung. Selbst in der lautesten Großstadt sind sie Orte der Stille. Am schönsten finde ich, seit ich vor vielen Jahren mal eine Führung über den Highgate Friedhof in London erlebt habe, aufgegebene Friedhöfe. Und nein, ich mag keine Horrorfilme. Die machen mir Angst.
Verlassene Friedhöfe gibt es in Deutschland nur ganz selten. Das liegt daran, dass ein ordentlicher deutscher Friedhof sich in kommunaler oder in kirchlicher Obhut befindet. In England ist das anders. Da gibt es seit dem 19. Jahrhundert Friedhöfe in privatwirtschaftlicher Regie. Wer ein ausreichend großes Grundstück besaß, durfte damals in vielen Städten einen Friedhof als Wirtschaftsbetrieb eröffnen. Viele dieser Friedhöfe waren aber irgendwann nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Dann wurden sie einfach aufgegeben. In vielen Fällen fanden sich dann Ehrenamtler, die die Friedhöfe wieder in Ordnung brachten.
So einen Friedhof gibt es auch in Sheffield und natürlich musste ich mir den ansehen. 1836 wurde er eröffnet, auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs. Gut 100 Jahre lang lief das Geschäft, dann kam es zur Pleite. 1973 wurde der Sheffield General Cemetery verkauft. Eigentich sollte das Gelände mit Wohnhäusern bebaut werden. Dazu kam es nach Protesten der Bürger aber nicht. Der größte Teil des Friedhofs wurde zum Park. Dort wird zum Beispiel das alljährliche Bierfestival gefeiert. Im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig. Aber warum eigentlich nicht? Ein Teil der Friedhofsanlage war aber noch erhalten. Die Natur überwucherte alles, die Mausoleen und Grabsteine verwitterten. Und dann fanden sich auch hier Freiwillige, die diesen Teil ehrenamtlich wieder in Schuss brachten. Naja, so einigermaßen. Der ehemalige Friedhof ist noch immer ein wunderbarer Ort mit einer ganz eigenen Stimmung. Beerdigt wurde dort schon seit langer Zeit niemand mehr. Viele Menschen gehen dort spazieren und genießen die Ruhe.
Gleich nebenan ist der botanische Garten von Sheffield. Und weil Engländer für botanische Gärten eine ganze Menge übrig haben und tolle Gartenarchitekten sind, ist auch der ein wunderbarer Ort mit einer zauberhaften Orangerie. Die war aber leider an diesem Tag von einem Brautpaar belegt, das dort ihre Hochzeitsfotos machte. Also haben wir uns einfach mit dem Friedhof und dem Garten begnügt.
Der Rock war übrigens ein absoluter Zufallsfund. Ich bin durch ein Einkaufscenter in der Nähe von Sheffield gebummelt und fand es eigentlich sehr schnell ziemlich unerträglich. Dort gab es nämlich vor allem die üblichen Verdächtigen, die man auch in jedem Einkaufscenter in Wanne-Eickel findet. Und ich muss nun wirklich nicht in Sheffield bei H&M oder bei Zara einkaufen. Eigentlich war ich schon auf dem Weg in Richtung Tramstation, als ich an diesem LK Bennet-Shop vorbeikam. Und was hing im Fenster? Ein großes Schild: Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Ihr ahnt nicht, wie schnell ich drinnen war :-) Zehn Minuten später war ich dann auch schon draußen und habe mich wie ein Schneekönig über den Rock gefreut :-) Der sitzt nicht nur wie angegossen, sondern das Material ist einfach ein Traum. Und weil ich sowieso zur Zeit zu allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, Turnschuhe trage, musste ich ihn natürlich sofort anziehen. Und ich habe nichtmal mit der Erdbeermarmelade auf den Scones gekleckert. Die mussten natürlich auch sein, am botanischen Garten gibt es nämlich eine zauberhafte Teestube und mit Scones kriegt man mich immer.
Liebe Grüße
Fran