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1,2, zuckerfrei

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Ich und Zucker - eine Geschichte ganz ohne Missverständnisse. Ich liebe Zucker. Ich futtere normalerweise nicht wenig Süßkram. Vor allem Haribo und Schokolade sind Dinge, an denen ich schlecht vorbeigehen kann. Und Kuchen. Ohne kann ich nicht arbeiten. Zumindest bilde ich mir das ein. Und dann kam Ela mit der Idee zur Aktion 1-2-zuckerfrei. Ich und zuckerfrei? Unvorstellbar. Das geht einfach nicht. Aber gereizt hat es mich doch.

Kann ich ohne diese Dinger leben? Schwer vorstellbar ;-)
Und weil ich gern mal meine eigenen Grenzen teste, habe ich beschlossen, mitzumachen. Und dann erst nachgedacht, wann es denn losgehen soll. Wenn, dann gleich morgen. Nächste Frage: Wie lange will ich das eigentlich durchziehen? Zwei Wochen müssen erstmal reichen. Ziele sollten erreichbar bleiben und nicht unrealistisch sein.

Und jetzt? Verzichte ich nur auf raffinierten Zucker und Süßkram jeder Art oder gleich auch auf Fruchtzucker? Nein. Das nicht. Wenn schon kein Haribo, dann bitte Obst. Wer mir meinen täglichen Apfel wegnimmt, ist des Todes. Also gut. Ich verzichte auf raffinierten Zucker und auf alles, wo Zucker in der Inhaltsliste vorkommt. Zwei Wochen lang. Und morgen geht es los!

Tag 1
Ich komme mir vor wie die Riesenschabe aus „Men in Black“. Ich hätte Lust, jetzt sofort und auf der Stelle „Zucker“ zu brüllen. Ich drücke mich den halben Tag neben dem Süßkram-Schrank herum. Manchmal öffne ich die Tür und gucke mir die Kinderriegel an. Und mache den Schrank wieder zu. Zum Kaffee gibt es keine Schokolade und keinen Keks, sondern ein paar Weintrauben und einen garantiert zuckerfreien, weil selbst gemachten Müsliriegel. Zuckeeeeeeer!
Abends sitzt Kind, klein, neben mir auf dem Sofa und schleppt den letzten Schoko-Osterhasen an. Ein Lindt-Osterhase! Der beste Osterhase der Welt! Eigentlich sind Osterhasen ja eine Art Grundnahrungsmittel, oder? Nein. Ich bleibe standhaft. Aber ich sabbere ein bisschen.

Tag 2
Wow. Bis zum Mittag habe ich nicht einmal übers Naschen nachgedacht. Das könnte daran liegen, dass der Vormittag stressig war. Bei Stress denke ich über alles Mögliche nach, aber niemals übers Essen. Auch der restliche Tag läuft überraschend gut. Ich habe den bösen Schrank nicht ein einziges Mal geöffnet. Sollte es etwa so einfach sein? Dann könnte ich ja auch gleich mal aufhören zu rauchen…

Tag 3
Ein ganzes Kilo weniger auf der Waage. Ich schiebe das mal auf die Gartenarbeit gestern. Und auf die Tatsache, dass ich seit zwei Tagen nur noch sehr ausgewählt esse. Zucker ist echt in allem. Selbst in meinem geliebten griechischen Joghurt ohne alles. Frechheit. Habe ihn durch Quark ersetzt.
Der Jieper auf Zucker setzt mittags ein. Ich mutiere wieder zur Riesenschabe. Nach zwei Stunden beruhigt sich die Situation. Und abends kriege ich mordmäßige Kopfschmerzen. Ob daran allerdings der Zuckerverzicht schuld ist, wage ich zu bezweifeln. Vermutlich habe ich einfach nur zu lange am Bildschirm gesessen.
Außerdem vereinsame ich im Büro langsam, aber sicher. Bisher gab es bei mir immer irgendwas zu naschen zwischendurch. Jetzt wird jeder, der das Wort „naschen“ nur ausspricht, mit Blicken getötet. Meine Kollegen behaupten zwar, mich immer noch zu mögen. Aber ich fürchte, sie lügen.

Tag 4
Heute war alles Paletti - bis Frau Tochter eine Portion Eis aus dem Kühler holte. Bevor ich überhaupt denken konnte, hatte ich einen Löffel in der Hand und Eis im Bauch :-) Hallo? Eis ist gefrorene Sahne mit gefrorenen Früchten. Die 21% Zucker habe ich erst nachher auf der Packung entdeckt. Naja, genau genommen wusste ich natürlich, dass da Zucker drin sein muss. War mir aber egal. Ein Fauxpas also. Nun, die gehören zu meinem Leben wie Blumen zum Frühling. Ich werde ihn überleben :-)
Der Rest des Tages war easy. Ich habe das erste Basketballspiel des letzten halben Jahres ohne Haribo überlebt. Dafür war es völlig entspannt, weil ich die Tüte ja nicht in die Halle schmuggeln musste. Die verkaufen da nämlich Süßwaren aller Art, aber kein Haribo. Geht gar nicht. Normalerweise. Heute habe ich gelernt, dass man auch ohne Haribo Basketball gucken kann. Ich lerne also auf meine alten Tage noch was dazu :-)

Tag 5 -7
Keine besonderen Vorkommnisse. Ich denke durchaus an Schokolade und Gummibärchen. Aber erst abends ;-) Vorher habe ich schlichtweg keine Zeit dazu. Stress hat also seine positiven Seiten. Und ich lerne wieder mal die Tatsache zu schätzen, dass ich das Thema Essen völlig vergesse, wenn ich beschäftigt bin. Ich kann vier Stunden in einer Ratsitzung verbringen, ohne eine einzige Sekunde hungrig zu sein. Kaum bin ich draußen, falle ich allerdings halbverhungert um… Zucker habe ich drei Tage lang nicht wirklich vermisst. Ist das jetzt der Durchbruch?

Tag 8
Ich habe es getan. Ich habe drei Gummibärchen gegessen. Daran bin natürlich nicht ich schuld, sondern meine Kollegen. Jawohl. Die futtern doch tatsächlich fast eine ganze Tüte allein. Und die letzten drei Gummibärchen in der Schale halten sie mir unter die Nase, als ich eigentlich nur was fragen will. Was soll ich sagen? Die drei armen Bärchen waren schneller verschwunden als meine Kollegen gucken konnten. In mir.
Ein paar Minuten lang habe ich überlegt, ob das Experiment damit gescheitert ist. Sollte ich jetzt neu beginnen? Oder mich gar weinend in die Ecke setzen? Vermutlich schon. Tu ich aber nicht. Ich beschließe, dass der zweite Ausrutscher eben ein zweiter Ausrutscher ist und ich tu einfach so, als sei ich nicht dabeigewesen ;-) 

Tag 9
Mein Gewissen ist zwar nicht blütenrein wegen der Gummibärchen gestern, aber ich komme langsam drüber weg. Beim Einkaufen lacht mich der Gang mit dem Süßkram furchtbar charmant an, aber ich nehme nur ein paar Knoppers für das Kind mit. Da ich keine Knoppers mag, ist das völlig unproblematisch. Die Haribo-Tüten versuchen es mit leisen „Nimm uns mit“-Rufen. Ich überhöre die einfach und packe noch ein paar zusätzliche Äpfel in den Korb. Und Birnen. Und Weintrauben. Und Kiwis. Ich bin ein Held und an der Kasse bewundern mich vermutlich alle, weil ich kein Gramm Industriezucker im Wagen habe, dafür massenweise gesundes Zeug. Naja. Wahrscheinlicher ist wohl, dass das keine Sau merkt oder, falls doch, dass der sich fragt, ob ich Grundschullehrerin bin, die im Rahmen der Aktion „Gesunde Ernährung“ einkauft und anschließend Torte isst, sobald die Kinder weg sind.
Im Café, in dem ich mich mit einer Freundin treffe, steht nur Zucker auf dem Tisch. Süßstoff gibt es nicht, sagt die freundliche Servicekraft. Ich trinke meinen Kaffee todesmutig ungesüßt und sterbe nicht auf der Stelle. Erstaunlich eigentlich. Hätte ich jetzt nicht für möglich gehalten.

Kaffee ohne Zucker macht nicht, dass man auf der Stelle tot umfällt. Hätte ich jetzt gar nicht gedacht.

Tag 10
Langsam fange ich an zu überlegen, was ich nach zwei zuckerfreien Wochen mache. Ich habe keine Ahnung. Das Experiment weiterführen? So weitermachen wie zuvor? Beides fühlt sich doof an. Ich denke noch drauf rum. Der Jieper nach Zucker ist fast weg. Ich gucke meinen Kindern nichtmal mehr das Nutella vom Brötchen und fange nicht an zu tropfen, wenn sie einen Kuchen backen. Nur wenn sie ihn essen. Dann gehe ich mit dem Hund raus. Der tropft dann gemeinsam mit mir, wenn ich ihm Leckerchen unter die Nase halte.

Tag 11 - 13
Es funktioniert. Ich verzichte auf Zucker, lebe fröhlich vor mich hin und träume nur ganz selten von Schokoladenbergen. Ich bin weder schlecht gelaunt noch nörgelig. Das Kind bringt abends Torte mit und ich überlasse sie großzügig denen, die sie wollen. Hallo? Es war Himbeer-Windbeutel-Torte. Ich bin ein Held! Ach was, ein Superheld! Dass es funktioniert, bedeutet allerdings nicht, dass es toll ist. Ist es nicht.

Tag 14
Ich tu es. Ich kaufe eine Tüte Haribo Phantasia. Die werde ich morgen öffnen und essen. Ich werde das Experiment nämlich nach diesen zwei Wochen nicht weiterführen. Warum nicht? Es gibt nicht wirklich einen Grund, das zu tun. Klar könnte ich jetzt versuchen, vier Wochen zuckerfrei zu leben. Oder sechs Wochen. Vermutlich würde ich tatsächlich nicht sterben und weiter abnehmen. Will ich aber gar nicht. Ich kann ohne Zucker überleben. Mir reicht dieses Wissen. Mir aber künftig vieles, was ich gern esse, zu verkneifen, obwohl ich es nicht muss - welchen Sinn hat das? Zumindest für mich hat es keinen. Ich werde mir also weiterhin meine tägliche Ration Zucker gönnen. So richtig gesund ist das vermutlich nicht, aber was wäre das Leben ohne Risiko ;-)

Liebe Grüße

Fran


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