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Channel: Fran-tastic! Leben, Mode und mehr Ü50
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Älter werden ist nix für Feiglinge - Teil 3: Job - Traum und Wirklichkeit

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„Ich will so bleiben, wie ich bin?“ Nö. Ich will so werden wie all die tollen Frauen, die mir ständig in Zeitschriften oder online vor die Nase gehängt werden :-) Die mit 50 beruflich noch einmal total durchgestartet sind und jetzt, gerade mal ein paar Jahre später, die Superkarriere hingelegt haben.

Ein Ministerposten, wahlweise ein Sitz im Aufsichtsrat eines DAX-Unternehmens oder wenigstens ein CEO (notfalls eben CEO des eigenen Blogs) sollte drin sein. Oder irgendein Job, dessen Bezeichung mit „Head of“ beginnt. Man muss schließlich nur erfolgreich sein wollen, dann klappt das schon. Denn der Wille versetzt Berge. Auch in Sachen Job. Sagt einem jeder Ratgeber für ein erfolgreiches Leben.

Also los, starten wir die Karriere. Wichtigster Punkt: Die Job-Bezeichnung muss gut klingen. Weiß doch kein Schwein, dass der Facility Manager von heute der Hausmeister von gestern ist. Und ich muss gestehen, ich war vor Jahren total beeindruckt, als mir eine Bekannte stolz erzählte, dass sie nach der Familienpause jetzt im Retail einer internationalen Modekette arbeitet. Als ich sie dann bei H&M beim Einräumen von Klamotten traf, hättet mein Gesicht sehen sollen. Und ihres. Aber ich habe sie trotzdem noch lieb :-)

Was lernen wir draus? Die Karriere als Verkäuferin, Kassiererin oder Ähnliches erwähnt man, wenn man im Lifestyle-Bereich total erfolgreich werden will, besser nicht allzu laut. Und die Tatsache, dass man vielleicht wegen der Kinder ein paar Jahre pausiert hat und anschließend wenig Chancen für eine Anschlusskarriere jenseits von Minijobs hatte, behält man ebenfalls besser für sich. Zumindest bin ich bisher eher selten über solche berufliche Laufbahnen gestolpert. Im Hobby-Blog-Bereich gibt es das vielleicht gerade noch. Aber wer höher hinaus will, der sollte beruflich schon etwas Wohlklingendes vorzuweisen haben - auch wenn der Job mit dem Blog nicht das Geringste zu tun hat. Oder wenigstens einen Gatten, der genügend verdient, damit es trotzdem für ein paar Designerlabels reicht. Hat man nichts davon, stinkt das schon ein bisschen nach "die kann doch gar nicht erfolgreich sein". Noch schlimmer kann da vermutlich nur sein, wenn man gar keinen Job hat. „Ich bin arbeitslos“ habe ich wohl tatsächlich noch nie auf einem Lifestyle-Blog gelesen. Woraus ich folgere, dass jemand, dem so etwas passiert, entweder nicht bloggt, auf jeden Fall nicht über Mode und Lifestyle, oder die Jobfrage niemals thematisiert.

Zugegeben, Arbeitslosigkeit oder ein Minijob eignen sich vermutlich nicht wirklich gut als „Stoff zum Träumen“. Und träumen will der Leser schließlich. Oder die Botschaft glauben, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will. Auch die raketengleiche Karriere mit über 50. Und wer die nicht hinlegt, sondern bei seinem wenig spektakulären Job bleibt, der hat die Karriere nur nicht ausreichend gewollt. Denn wenn man etwas wirklich will, dann kann man ja auch. Die Sache mit dem Versetzen von Bergen, ihr erinnert Euch? Wer es nicht schafft, Berge zu versetzen, muss ein Loser sein. Und ein Loser will wirklich niemand sein.

Aber mal ganz ehrlich: Die raketengleiche Karriere mit Ü50 dürfte eine absolute Seltenheit sein. Und braucht man die wirklich? Braucht man einen wohlklingenden Titel? Für mich kann ich sagen, dass ich in Sachen Job genau zwei Dinge brauche: Ich will meinen Job gern tun, er muss mir Spaß machen. Ich mag am Montag nicht mit langem Gesicht zur Arbeit fahren und auf den Freitag warten. Und ich will damit so viel Geld verdienen, damit ich finanziell unabhängig bin, auch ohne einen gut verdienenden Gatten. Nur für den Fall, dass ich ihn mal loswerde ;-)

Ich glaube, ich bleib doch so, wie ich bin. Ich sitze weiter in meinem wenig stylischen Büro mit dem abgelaufenen Teppichboden, lebe mit dem wenig stylischen Titel und mache einfach das, was mir Spaß macht. Nicht immer, aber meistens. Und ich bin immerhin „Head of“ Kind und Hund. Denn für Kind, klein, habe ich ja noch die Erziehungsberechtigung. Man könnte das also quasi als Führungsjob bezeichnen! Das mit dem Durchstarten fällt leider aus. Das spart Energie und angesichts der drohenden Klimakatastrophe ist das ja mal auch nicht schlecht. Andererseits starte ich morgens ganz oft durch, wenn ich auf die Uhr gucke und sehe, dass ich wieder mal viel zu lange mit dem Hund unterwegs war und zu spät zur Konferenz komme. Gilt ein Alarmstart als berufliches Durchstarten?

Ich bleibe tatsächlich so, wie ich bin. Inklusive des Arbeitsoutfits, das kein ernsthaftes Business-Outfit ist, sondern ein Outfit, in dem ich mich den halben Tag am Schreibtisch und den restlichen halben Tag auf Achse wohl fühle. Immerhin mit Blazer! Für Staunen bei meinen Kollegen sorgten übrigens all die funkelnden Steine an der Hose. Die Kollegen vermuteten, dass ich meine letzten Kröten aus Angst vor der Euro-Entwertung in Glitzer umgetauscht und aus Angst vor einem Einbruch an die Hose genäht habe. Vergesst es, liebe Kollegen. Das ist Katzengold. Bei mir ist nix zu holen. 










Liebe Grüße
Fran

P.S. Wer wissen möchte, warum Älterwerden auch in Bezug auf Falten und flügge werdende Brut nix für Feiglinge ist, kann die ersten beiden Teile hier und hier lesen.











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