Ha, erwischt! Während gefühlt alle anderen Frauen über 40 (das ist übrigens eine Beschönigung, ich bin schließlich über 50, hoffe aber, dass das niemandem auffällt) das Nachlaufen von Trends weit von sich weisen und wirklich, wirklich nur das tragen, was IHNEN gefällt uns nicht da, was Trend ist, scheine ich ein kleines, mieses Trendopfer zu sein. Ich trage zwar auch nur das, was MIR gefällt, aber trendig darf es gern sein. Muss mir das jetzt peinlich sein?
Ich trage gern schulterfreie Oberteile. Die habe ich im letzten Jahr ins Herz geschlossen. Da erschienen die Dinger in den Läden und ich fand sie einfach schön. Es gab sie schon einmal, da muss ich in so in den 20ern gewesen sein. Damals hätte ich die Dinger ums Verrecken nicht angezogen. Das war mir viel zu freizügig. Und schulterfrei beruflich auf Computermessen unterwegs zu sein hätte mir wohl auch den einen oder anderen Lacher eingebracht. Tja, kaum sind die Dinger trendig und ich „mittelalt“ wie meine Töchter zu sagen pflegen, kaufe ich sie.
Stickereien - auch da muss ich wohl einräumen, dass ich ein Trendopfer bin. Zusätzlich bin ich scheinbar völllig wahllos. Ich besitze bestickte Jeans, ein besticktes Kleid und bestickte Oberteile. Gut, eine dieser Jeans ist mindestens sechs Jahre alt und stammt damit aus einer Zeit, in der Stickereien echt nicht hip waren, ein Oberteil ebenso. Macht das die Sache besser? Wohl kaum.
Wühlen wir uns also weiter durch den Schrank.
Destroyed Jeans: Schuldig.
Pantoffeln, und die auch noch mit Fell: Schuldig.
Culottes: Schuldig.
Sneaker: Schuldig.
Klamotten in silber: Schuldig.
Rüschen: Schuldig.
Lederhosen: Schuldig.
Und jetzt sogar noch Streifen. Gibt es eine Steigerung von Schuldig?
Ich frage mich allerdings allen Ernstes, was diejenigen, die auf keinen Fall, niemals und never ever den Trends nachlaufen, so tragen. Original Vintage-Klamotten aus den 50ern 60ern? Die sind meines Wissens im Moment nicht wirklich Trend. Wie schafft man es, sämtliche Trends zu ignorieren? Ich kann das nicht. Muss man da immer und überall gerade geschnittene Hosen - selbstredend ohne Löcher, Patches oder sonstige Spielerein - und einen gediegenen Kaschmirpullover - und Hände weg von weiten Ärmeln, gell - tragen? Oder eine nadelgestreifte Businessbluse samt Blazer? Und was macht man, wenn genau das zum Trend wird?
Wie auch immer - wer sich rühmen möchte, niemals auf irgendwelche Trendzüge aufzuspringen, kauft scheinbar entweder
- überhaupt nie
- niemals in Hight-Street-Läden oder
- immer Second Hand
- ausschließlich und immer wieder zeitlose Kleidung, die seit Jahrzehnten genau so und nie anders aussieht
Einen anderen Weg, Trends völlig aus dem Weg zu gehen, sehe ich ehrlich gesagt nicht. Betritt man irgendeinen 08/15-Klamottenladen irgendwo zwischen Adler und Zara, sieht man sich mit Trends konfrontiert. Im einen früher, im anderen später.
Ich musste vor ein paar Wochen sehr grinsen, als Sunnyüberlegte, die Lederröhre an den Nagel zu hängen, weil die inzwischen im Schrank jeder Hausfrau zwischen Herne-Wanne und Stuttgart-Bietigheim hängt. Stimmt vermutlich. Mich hat das auch ein ganz kleines bisschen genervt, muss ich zugeben. Die Lederröhren verbuddle ich trotzdem nicht. Die dürfen bleiben. Obwohl sie Trend sind. Der geht nämlich vorbei.
Es kann übrigens großartig sein, gegen Trends zu schwimmen. Beate beispielsweise macht das auf großartige Weise vor. Die schert sich tatsächlich einen Dreck um Trends und trägt wunderbare Outfits, die ganz sicher niemals mit dem Vorwurf konfrontiert werden, trendlastig zu sein. Schön sind sie trotzdem!
Ich schätze, ich bleibe einfach bei meiner Art einzukaufen und trage die schulterfreien, bestickten Oberteile auch in drei Jahren noch zur Lederhose. Weil ich sie schön finde. Dann ist der Trend vorbei und ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich es blöd finde, Trends nachzulaufen :-)
In diesem Sinne: Bleibt weg von Trends ;-)
Liebe Grüße
Fran