Auf diesem Thema denke ich schon seit ein paar Wochen herum. Genauer gesagt seit der Woche, in der auf mehreren Blogs in meiner Leseliste im Abstand von wenigen Tagen Tests des gleichen Produktes auftauchten. Warum Firmen ihre Produkte quasi gießkannenartig über die Bloggerwelt verteilen, erschließt sich mir nicht unbedingt. Ich finde das eher langweilig. Aber das soll gar nicht Thema sein.
Vielmehr geht es um ein paar Sätze, die in jedem dieser Posts auftauchten. Ansonsten hatte jeder seine eigene Meinung zum Testergebnis, aber diese Sätze tauchten eben überall auf. Und spätestens als ich sie auf dem zweiten Blog las, stutzte ich. Zufällig hatte ich mich mit dem übergeordneten Thema gerade beruflich beschäftigt und dann klingelte etwas. Das, was der Hersteller des Produktes da locker-flockig in die Welt posaunte (die Formulierungen waren einander so ähnlich, dass es definitiv vom Hersteller übernommene Sätze waren, das bestätigte sich dann auch beim Blick auf die entsprechende Webseite), erschien mir ziemlich zweifelhaft. Fünf Minuten und ein wenig Schmökern in der Online-Ausgabe von Fachzeitschriften später war mir dann klar: Klingt gut, ist aber ziemlich weit von der Wahrheit entfernt. Und das war der Moment, in dem ich mich fragte, wie weit die Verantwortung eines Bloggers überhaupt geht.
Ist ein Blogger überhaupt in der Lage, eine zumindest zweifelhafte Behauptung eines Herstellers in einem Post, für den er in irgendeiner Weise bezahlt wird, zu überprüfen? Ich arbeite jetzt seit mehr als 25 Jahren als Journalistin und es gibt Behauptungen, bei denen meine innere Alarmanlage ganz furchtbar zu klingeln beginnt. So laut, dass ich sie nicht überhören kann. Das ist quasi eine Berufskrankheit. Oder nennen wir es berufliche Intuition. Bei anderen Menschen, die die gleichen Dinge lesen oder hören, klingelt da gar nix. Das ist nur allzu verständlich. Aber bin ich als Blogger deshalb gut beraten, Behauptungen von Herstellern einfach unreflektiert zu wiederholen, ohne sie zu überprüfen? Oder sollte ich in dem Moment, in dem ich etwas auf meinem eigenen Blog veröffentliche, immer die Faktenlage überprüfen? Rein methodisch ist das dank Google überhaupt kein Problem. Lohnt sich dann so ein durchschnittlicher Werbepost, der mit einem Produkt oder, falls überhaupt, mit einem kleinen dreistelligen Betrag honoriert wird, für den Blogger noch, wenn er erst einmal stundenlang recherchiert?
Es gibt Blogger, die unglaublich viel Zeit und Mühe in Tests investieren. Ines Meyrose hat vor ungefähr einem Jahr in diesem Post ein Gerät zur dauerhaften Haarentfernung vorgestellt. Der Test war unglaublich ausführlich, nachvollziehbar und muss wahnsinnig viel Arbeit gemacht haben. Aber er war eine echte Perle. So viel Arbeit in einen Test zu stecken ist eher ungewöhnlich. Werbeversprechen wirklich auf den Grund gehen - diese Mühe machen sich nicht allzu viele Blogger. Aus nachvollziehbaren Gründen. Trotzdem liebe ich solche Tests wie den von Ines und freue mich, wenn ein Blogger sich so viel Arbeit macht.
Ähnlich wie bei manchen Herstellerbehauptungen verhält es sich bei weiterführenden Links, die mehr Informationen zum verbloggten Thema bieten. Manchmal habe ich da das Gefühl, dass manche Blogger keine Minute darauf verschwenden zu recherchieren, WAS sie da eigentlich verlinken. Hauptsache, der Link ist da. Ein paar Beispiele dafür, dass man nicht unbedingt den ersten Google-Eintrag verlinken sollte, gibt es heute übrigens bei Anna.
Man mag sich rein rechtlich auf sicherem Terrain bewegen, wenn man ohne große Recherche wirbt oder verlinkt. Aber wie ist das mit der eigenen Reputation? Setzt man die nicht aufs Spiel, wenn man einfach mal ohne Prüfung fix ergoogelte Links setzt oder kritiklos Herstellerfloskeln übernimmt? Oder ist dem Leser das egal? Bin ich durch meinen Job so verdorben, dass nur mich so etwas stört?
Einmal würde ich als Leser einem Blogger so etwas durchgehen lassen. Selbst bei einem zweiten Mal würde ich vermutlich beide Augen zudrücken. Und beim dritten Mal würde ich dem Blog künftig noch genauso weit trauen wie ich eine Kuh werfen kann. Aber gut, ich bin manchmal einfach merkwürdig. Vermutlich sollte es mir einfach reichen, wenn ein Blogger wenigstens so viel Verantwortung übernimmt und Werbeposts kennzeichnet.
Liebe Grüße
Fran