Ich bin ein Fan von engen Jeans. Die 70er-Variante, eng an den Oberschenkeln und mit Schlag, ist mir ein Graus. Und diese Abneigung habe ich prompt auf weite Jeans übertragen, die gerne auch noch so lang sind, dass sie jeglichen Straßenschmutz mitnehmen. Nö, nix für mich. Dachte ich zumindest bis vor einigen Wochen. Ausnahme ist eine weite Jeans, die schon lange in meinem Schrank wohnt, aber nur bis über die Knöchel reicht. Nicht gerade eine Hose für den Winter, mutiere ich doch gerade zur Frostbeule.
Aber dann begab es sich, dass ich eine Jeans ersetzen musste. Und was hing in den Läden? Genau. Weite Jeans. Fast ausschließlich weite Jeans. Mein erster Gedanke: „Dann eben nicht“. Dann habe ich doch eine anprobiert. Und mich bei dem Gedanken erwischt „Och, gar nicht so schlecht. Und irgendwie - saubequem.“ Nun ja. Da ich ein Mensch bin, dem bequeme Kleidung über alles geht - andere besitze ich schlichtweg nicht, weil ich die sowieso nie anziehen würde - habe ich also versuchsweise eine gekauft. Erfreulicherweise sind entweder meine Beine länger geworden oder die Menschen, die die Schnitte entwerfen, haben ein Einsehen mit dem unteren Rand der Hosenbeine gehabt. Denn bis zum Straßendreck reichte der Saum nicht.
Joa, und zuhause musste ich dann erstmal ausprobieren, wie man so ein gutes Stück überhaupt kombiniert. Ergebnis: Kurzes Oberteil oder Oberteil in die Hose stopfen - sonst wird es sehr, sehr unförmig. Aber wenn man das beachtet, sieht das gar nicht mal so schlecht aus. Also trage ich seitdem die weite Jeans quasi in Dauerschleife. Und weil ich sie wirklich gern mag, habe ich noch ein zweites Exemplar in einem sehr hellen Blau für den nächsten Frühling gekauft. Bei den momentanen Wetterbedingungen dürfte dieses Exemplar nämlich innerhalb von 30 Minuten ein Fall für die Waschmaschine sein….
Ihr dürft jetzt die Weite-Jeans-Outfits aus dem Dezember mal angucken und euren Senf dazu abgeben. Mögt und tragt ihr weite Jeans? Ach ja, ich las gerade, dass skinny wieder auf dem Vormarsch ist. Nun denn, ich habe schon immer eine Nase dafür gehabt, genau das zu kaufen, was gerade so gar nicht trendet. Ist das tragisch? Nö.
Ach ja, und nun kommen wir noch einmal zur Kleiderstange. Die hat abgedankt. Also das gute Stück, das lange in meinem Schlafzimmer herumtollte und das ich sonntags mit Kleidung bestückt habe, die ich in der darauf folgenden Woche tragen wollte. Anfangs war das sehr spaßig, denn es zwang mich dazu, die wenigen Teile immer neu zu kombinieren. Aber mit der Zeit habe ich immer wieder sehnsüchtig in den großen Kleiderschrank geguckt und mir dann doch noch eine andere Hose oder einen anderen Pullover herausgeholt. Was ich morgens anziehe, ist das sehr stark stimmungsabhängig. Es gibt Tage, an denen brauche ich ganz viel möglichst kuschelige Woll-Lagen. An anderen Tagen ist mir das viel zu warm und ein Top mit Bluse drüber eicht aus. An noch anderen Tagen muss es ein Hoodie sein. Es gibt Tage, an denen mag ich kein Grau - nie wieder. Am nächsten Tag kann das durchaus bereits vergessen sein und ich votiere innerlich für Grau von Kopf bis Fuß. Und all diese Stimmungen am Sonntagnachmittag vorauszusehen - das schaffe ich nicht.
Aus dem gleichen Grund ist eine Capsule Wardrobe wohl auch nix für mich. Ich bin zwar Fan von eher schlichter Mode ohne viel Schnörkel. Aber eine kleine Garderobe, in der alles zum Rest passt, wäre mir vermutlich nach drei Wochen einfach nur zu langweilig und ich würde sie mit ständigen Impulskäufen versuchen „aufzupeppen“ und dabei ein Desaster verursachen. Nö, dann doch lieber die von mir persönlich kuratierte Auswahl aus den vergangenen dröflzig Jahren. Da gibt es dann auch sowohl enge als auch weite Jeans - ich bin quasi für alles gerüstet.
Also hat die Kleiderstange ausgedient. Ich bediene mich einfach aus dem gesamten Schrank. Getragenes kommt in einen leeren Schrankteil, wo es für das nächste Mal bereit hängt oder aber in die Wäsche wandert. Für mich funktioniert das wunderbar und ich kann mich morgens nach Lust und Laune (naja, und nach Wetter) kleiden.
Liebe Grüße
Fran